November-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1
Auch im Jahr 2024 werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen geben Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten Gelegenheit für Erinnerungen. Eine Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung. Aber immer mehr Quellen und Bildmaterial aus Familienalben runden die Beiträge mitunter ab.
Für die treue Leserschaft in Schmalensee und darüber hinaus veröffentlichen wir in jedem Monat die historischen Meldungen zweigeteilt – immer am 1. und am 15. Tag, um ihr ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil für den Monat November.
Ein grausiger Fund vor 140 Jahren: Im benachbarten Stocksee werden während einer Treibjagd am 1. November 1884 die stark verwesten Überreste eines Mannes gefunden, der sich an einer Tanne erhängt hatte.
Schmalenseer unter Schwarzbunten aktiv: Der Kreisverein Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner hält am 1. November 1924, vor 100 Jahren, im Kreisbauernhaus in Bad Segeberg eine Generalversammlung ab. Der Kreisverein hat 316 Mitglieder mit 6011 Tieren. Im Zuge der Vorstandswahlen (bis 1927) wird auch der Schmalenseer Lehrer Heinrich Göttsch wieder zum Geschäftsführer des von C. Isenberg (Travenort) geführten Kreisvereins gewählt. Zu Rechnungsprüfern für 1924 wählt die Versammlung u.a. die Schmalenseer W. Harder (Willy) und Hugo Saggau.
3000 Kinder zur Welt gebracht: Die 71-jährige Hebamme Caroline Steen aus Bornhöved begeht am 1. November 1934, vor 90 Jahren, ihr 50-jähriges Arbeitsjubiläum. Gefeiert wird in Bornhöved und in Bad Segeberg. Im dortigen Hotel Germania überreicht man der Hebamme, die in Bornhöved und Umgebung rund 3000 Geburten begleitet hat, das Ehrenkreuz des Provinzial-Hebammenverbandes.
Ab sofort heißt es „Hegering“: Das Segeberger Kreis- und Tageblatt meldet am 1. November 1934, vor 90 Jahren: Der Kreis Segeberg besteht aus 12 Jagdbezirken, die nun, angelehnt an Bezeichnungen in anderen Regionen, offiziell „Hegeringe“ genannt werden. Der jeweilige Bezirksvorsitzende heißt fortan „Hegeringführer“.
Fast einen Krieg lang in Schmalensee:Laut Meldebuch der Gemeinde, von dem Auszüge in den Arolsen-Archives vorhanden sind, wird am 1. November 1939, vor 85 Jahren, der Pole Jan Filipek in Schmalensee angemeldet. Dieser ist Zwangsarbeiter, sogenannter Ostarbeiter, und wird bei Erich Kaack beschäftigt. Dieser versichert ihn, wie die weiteren ihm zugewiesenen Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Bad Segeberg. Auszüge aus deren Hebelisten, die auf Filipek hinweisen, sind ebenfalls in den Arolsen-Archives zu finden. Laut Meldebuch verbringt Filipek die ganze Kriegszeit und noch mehr in Schmalensee: Die Abmeldung mit Ziel Neumünster, wo ein Lager zur Sammlung und Rückführung der Zwangsarbeiter sein wird, erfolgt am 04.06.1945.
Liebesgaben vor 110 Jahren: Es wird wohl doch keine Rückkehr der Truppen aus dem im Sommer begonnenen großen Krieg bis Weihnachten geben. Von Schmalensee gehen am 2. November 1914 Sachspenden an den Zweigverein vom Roten Kreuz in Neumünster, die an die West- und die Ostfront weitergeleitet werden sollen: 31 Paar Strümpfe, 15 Paar Kniewärmer, 22 Paar Pulswärmer, 7 Leibbinden, 2 Unterhosen, 2 Unterhemden, 2 Kisten Zigarren und Kleinigkeiten. Den gestrickten Sachen legen Schmalenseer Mädchen Briefe mit niedlichen Versen bei.
Pappeln für das Sportgelände: Auf dem Sportgelände veranstaltet der SV Schmalensee am 3. November 1984, vor 40 Jahren, eine Pappelpflanzaktion, um einen Windschutz für das Spielfeld herzustellen. Fünfzig Spender haben bereits jeweils eine Pappel à 10 DM gestiftet, 30 weitere Bäume suchen noch nach einem Geldgeber. Letztlich entpuppt sich die Aktion als Fehlschlag, wenige Bäume wachsen in die Höhe, und brechen nach und nach im Wind oder gehen ein...
Schmalenseer im Weltkrieg: Die Zeitungen und amtlichen Blätter des Jahres 1914 liefern zahlreiche Auskünfte über die Schicksale der deutschen Soldaten, die zum Kriegsdienst berufen wurden. Am 5. November meldet das Segeberger Kreis- und Tageblatt, dass der Maurer Heinrich Hamann aus Schmalensee im Lazarett in Neumünster liegt, nachdem er bei Kämpfen am Yserkanal am Arm verwundet wurde. Laut Preußischer Verlustliste Nr. 69 ist der in Schmalensee gebürtige Grenadier August Kerl, 8. Kompanie des II. Bataillons, Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1, Berlin, „leicht verwundet“. Auch der Schmalenseer Gastwirt, Grenadier Friedrich Voß, geboren in Hohenaspe, Steinburg, dienend im Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2, Berlin, II. Bataillon, 5. Kompanie, gilt als „leicht verwundet“.
Am 12. November ist aus dieser Zeitung zu erfahren, dass Feldwebel Hans Blunk aus Schmalensee, der in der 4. Kompanie des Flensburger Infanterieregiments Nr. 86 dient, mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und zum Offizierstellvertreter ernannt worden ist. Blunk wurde am 12. September an der Aisne durch einen Schuss durch den Oberkiefer verwundet, ist aber bereits wieder bei seiner Truppe. Das Regiment kämpfte gemäß Verlustliste Nr. 67 bei „Neuvy am 6., an der Aisne am 12. und Autriches am 15., 17. u. 20.9.14“. (Im Juni 1915 wird Hans Blunk sterben – und später auf der Bildtafel verewigt werden, die heute im Feuerwehrgerätehaus hängt.)
Steine und Kies für die Dorfstraße: Der königliche Wegebauinspektor Bargum in Preetz ordnet am 5. November 1869, vor 155 Jahren, für das Jahr 1870 die Unterhaltung der Staatsstraßen im dritten holsteinischen Wegebezirk an. Darunter fällt auch die Chaussee von Neumünster bis Ascheberg, für die 715,75 Kubikmeter Steine und 469 Kubikmeter Kies bereitgestellt werden, meldet das Segeberger Kreis- und Wochenblatt.
Drei Hochzeiten in Schmalensee an einem Tag: Für einen Rekord vor dem Bornhöveder Standesamt sorgen am 5. November 1949, vor 75 Jahren, gleich drei Hochzeiten aus Schmalensee: In einer Doppelhochzeit werden die Töchter des Schmalenseer Schmiedemeisters Heinrich Prause „an den Mann gebracht“: Charlotte heiratet Helmut Nagel, Luise den Kieler Fritz Maßloch. Außerdem gehen auch die Schmalenseer Maria Schattauer und Willi Tiemann den Bund der Ehe ein.
Schmalensee, das Ökodorf: Die Lübecker Nachrichten berichten am 5. November 1994, vor 30 Jahren, vom Abschneiden Schmalensees im Wettbewerb „Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz“. Vor allem der 1993 angelegte Dorfökopfad punktet ungemein in dem Wettbewerb, an dem sich 185 Gemeinden beteiligen. Im Bundesranking belegt das „Ökodorf“ Schmalensee den 30. Platz. In Schleswig-Holstein liegt das Dorf auf Rang zwei hinter Eckernförde. Und in der Wertung der Gemeinden unter 5000 Einwohner auf dem ersten Platz.
Berittene Fuchsjagd vor 95 Jahren: Bericht im Segeberger Kreis- und Tageblatt am 6. November 1929. Auf Einladung des Besitzers des Gutes Perdoel, Major Hirschberg, finden sich 30 junge Reiter aus Schmalensee, Wankendorf, Kalübbe und Ascheberg dort zu einer Fuchsjagd ein. Während Hirschberg jr. mit Beginn der Jagd den Fuchsschwanz hat, agiert der Schmalenseer Otto Schlätel als Master. Nach Ritt durch schweres Gelände wird die Jagd auf einer 50 Hektar großen Fläche freigegeben und es gelingt einem weiteren Schmalenseer, Hellmut Saggau, den Fuchsschwanz zu erobern. Nach Bewirtung durch Frau Hirschberg und einer Ansprache des Gastgebers dankt Saggau im Namen aller Teilnehmer für die frohen Stunden.
Der 9. November unter dem Hakenkreuz: Überall im Deutschen Reich finden am 9. November 1934, vor 90 Jahren, Gedenkfeiern für den 1923 gescheiterten Putschversuch Adolf Hitlers statt. In Bad Segeberg findet bereits um 8.15 Uhr eine Gedenkfeier im Beisein aller Formationen der NSDAP statt. In Bornhöved marschieren in den frühen Morgenstunden Abordnungen der NSDAP-Ortsgruppe, der Deutschen Arbeitsfront, der NS-Kriegsopferversorgung, des Deutschen Luftsportverbandes und der NS-Frauenschaft zum Ehrenmal und legen Kränze nieder. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter hält eine Ansprache. Dann nehmen SA und SS Aufstellung zur Ehrenwache. Auch die Hitlerjugend ist bei den Feierlichkeiten vertreten.
Strom wird rationalisiert: Ab sofort gilt laut Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 9. November 1944, vor 80 Jahren, eine tägliche Sperrzeit für den Strombezug. Kriegswirtschaftlich bedingt dürfen von 16 bis 19 Uhr u.a. Dresch-, Schrot-, Rübenschneide- und Häckselmaschinen, Elektromotore, Heiz- und Wärmeapparate, Kochapparate und Staubsauger oder sonstige Haushaltsgeräte nicht betrieben werden. Bei Verstößen drohen Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren und darüber hinaus der Ausschluss von der Stromversorgung. Im Kreis Segeberg ist es u.a. Aufgabe der Polizei und des Betriebspersonals der Schleswig-Holsteinischen Stromversorgungs-AG Segeberg, die Einhaltung zu überwachen.
Auf dem Weg zum Sparklub: Auf Initiative von Bürgermeister Heinrich Hamann hin schließen sich laut Segeberger Zeitung vom 10. November 1949, vor 75 Jahren, 25 Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde zu einem Sparverein zusammen, der seine Spartätigkeit am 01.01.1950 aufnehmen will. Wöchentlich soll ein Spargroschen eingezahlt werden, Strafgelder dienen der Gestaltung eines gemütlichen Beisammenseins, das bei der jährlichen Auszahlung stattfinden soll. Erster Vorsitzender wird Hamann selbst. 2. Vorsitzender wird Wilhelm Göttsch, Kassierer Hans Voß und Schriftführer Karl Heinz Hamann. Revisoren werden Anneliese Lewe und Heinrich Bock. Wilhelm Göttsch ist derjenige, der den Namen „Hol di ran“ vorschlägt.
Ein gebürtiger Schmalenseer stirbt in Amerika: Eine deutschsprachige Zeitung in Davenport, Iowa/USA, druckt am 11. November 1909, vor 115 Jahren, einen Nachruf auf einen gebürtigen Schmalenseer ab: „Davenport. Hier ist Herr H.C. Beuck, seit langen Jahren erster Assistent des Stadtingenieurs, nach kurzer Krankheit aus dem Leben geschieden. Er war im Jahre 1845 in Schmalensee, Holstein, Deutschland, geboren, studierte zuerst, nachdem er die Ortsschule absolviert hatte, Pädagogie in Hamburg und später das Zivilingenieurfach in Kiel. In 1868 kam er nach Amerika und zwar direkt nach Davenport. Hier war er zuerst als Vermesser an der damals erbauten St. Paul-Bahn thätig, worauf er eine Stellung als Bundes-Inspektor der Fluß- und Hafenverbesserungen am oberen Mississippi annahm. Diesen Posten hat er 19 Jahre lang bekleidet. Zwei Jahre fungierte er dann als Reisender für die Peter Lamp Iron Co. Er trat hierauf in den Dienst als Assistent-Ingenieur und während der letzten 20 Jahre hat er dieses Amt ununterbrochen bekleidet. Seit 1868 war er in glücklicher Ehe mit seiner Gattin Margarethe, geb. Wiese, verheirathet, und diesem Bündnis entsprangen sieben Kinder, von denen leider bereits fünf dem Vater im Tode vorangegangen sind.“
225 Jahre Willingshöfen: Am 14. November 1799 verkauft der Bornhöveder Hufner Claus Cock seinen Besitz innerhalb der Ortschaft Bornhöved und errichtet an der Straße nach Plön, unmittelbar vor Schmalensee das von ihm so bezeichnete Gehöft Willingshöfen. (Gemeint ist das Anwesen auf der rechten Seite, wenn man auf der B430 nach Schmalensee fährt. Nach dem Zweiten Weltkrieg beantragten die Besitzer von Willingshöfen und vom Hornshof ohne Erfolg eine Umgemeindung nach Schmalensee. Der Familienname wurde schon recht bald nicht mehr „Cock“ sondern „Kock“ geschrieben.)
Interesse an Geflügelzucht: Vor den Mitgliedern des Landwirtschaftlichen Vereins für Bornhöved und Umgebung, deren Versammlung auch von den Ehefrauen besucht wird, referiert am 14. November 1919, vor 105 Jahren, Geschäftsführer Wurm von der Landwirtschaftskammer Kiel über die Kleintier- bzw. Hühnerzucht. Letztere habe sich nach dem Krieg zu einem reizvollen Geschäft für die Landleute entwickelt. Zur Weiterentwicklung erwägt die Kammer die Gründung von Geflügelzuchtvereinen.
Bild zur Meldung: Westfalia-Melkmaschine, SKTB 09.11.1929