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Juni-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 2

Schmalensee, den 15. 06. 2024

Werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen liefern uns oft Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten zugleich Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung. 

Für die treue Leserschaft gibt es auch im Monat Juni die historischen Meldungen zweigeteilt, um ihr ein hoffentlich interessantes Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der zweite Teil.

 

Der rechte Glaube 1944: Im Bad Segeberger Hotel Germania, so das Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 16. Juni 1944, findet vor 80 Jahren eine Kreistagung der NS-Frauenschaft statt. Im Zentrum der Tagung steht ein Vortrag von Frau Köhler-Irrgang aus der Reichsfrauenführung. Diese spricht zum Thema „Die deutsche Frau im Glaubensleben“. Es gebe drei Arten von Glauben: Den konfessionell gebundenen, den Volksglauben mit Sagen und Märchen, und den politischen Glauben. Der heutige politische Glaube, d.h. der Glaube an die inneren Werte des Volkes, die Sippe und Familie, sei „zutiefst religiös“. 

 

Wiedergründung der Landjugendgruppe vor 70 Jahren: Im Gasthof Voß findet am 16. Juni 1954 eine Versammlung der Landjugendgruppe Schmalensee statt. Geleitet wird diese vom Kreisvorsitzenden Dietrich Brauer aus Boostedt, der diese Versammlung zur zweiten Gründungsversammlung erklärt.  Grund scheint zu sein, dass die junge Gruppe nach dem Wegzug wegen Arbeitsplatzwechsel des 1953 gewählten Vorsitzenden Andreas Thomsen  zu zerfallen drohte. Einstimmig wählt sich die Schmalenseer Gruppe einen neuen Vorstand: Neuer 1. Vorsitzender wird Harald Saggau, Otto Grage (laut Meldebuch der Gemeinde landwirtschaftlicher Gehilfe aus Stipsdorf bei Hans Harder) wird zum Kassenwart und Richard Bölte (laut Meldebuch landwirtschaftlicher Gehilfe aus Gadeland bei Hermann Cornehls) zum Schriftführer gewählt. In der Mädchengruppe werden gewählt: Christel Hinrichs (1. Vorsitzende; landwirtschaftlicher Lehrling aus Tetenbüll bei Kaack), Adelheid Jung (2. Vorsitzende; Hauswirtschaftslehrling aus Hammoor bei Hugo Saggau) und Annegrete Wulf (3. Vorsitzende). 

 

Vorführungen der Feuerwehren „vorzüglich“: In Bornhöved findet am 17. Juni 1894, vor 130 Jahren, in Anwesenheit des königlichen Landrates Graf Platen das zweite Kreisfeuerwehrfest statt. Dem Festkomitee zur Vorbereitung, das sich laut Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Bornhöved „um das Fest sehr verdient gemacht“ hat, gehören auch Amtsvorsteher und Oberbrandmeister Heinrich Christian Saggau (kraft Amtes) und Gastwirt Matthias Christian Suhr aus Schmalensee an. Rund 350 Feuerwehrangehörige aus 23 Kreis Segeberger Wehren sowie aus Wankendorf, Stolpe und Kalübbe besuchen den mit zahlreichen Ehrenpforten und Girlanden und Fahnen geschmückten Ort. Nach der Delegiertenversammlung am Vormittag und einem Festessen präsentieren die Freiwilligen Feuerwehren Bornhöved, Gönnebek, Schmalensee und Tensfeld „vorzüglich ausgeführte“ Brandübungen. Anschließend gibt es einen von Hunderten begleiteten Festmarsch und Bälle in drei Bornhöveder Gasthöfen. 

 

Aufnahmekapazitäten von Schmalensee und Umgebung: Das Segeberger Kreis- und Wochenblatt veröffentlicht in seiner Ausgabe am 19. Juni 1884, vor 140 Jahren, die „Nachweisung der Belegungsfähigkeit der ländlichen Districte des Kreises Segeberg mit Truppen bei gewöhnlichen Cantonements, Märschen pp.“, also die vorgegebenen Zahlen für die mögliche Einquartierung im Manöverfall. Eine abgedruckte Tabelle unterscheidet zwischen Sommer und Winter. In Schmalensee ist im Winter Platz für 215 Mann und 53 Pferde, im Sommer für 460 Mann und 130 Pferde bereitzustellen. 

Zum Vergleich: Bornhöved hat 600 Mann und 92 Pferde im Winter sowie 1050 Mann und 220 Pferde im Sommer aufzunehmen. In Damsdorf sind es 230/43 und 354/106, in Gönnebek 305/57 und 470/142, in Stocksee 224/40 und 340/99, in Tarbek 180/34 und 277/83 und in Tensfeld 121/21 und 190/52. Auch die Güter haben sich auf mögliche Einquartierungen einzustellen: Gut Alt Erfrade hat im Winter 40 Mann und 8 Pferde, im Winter 60/20 aufzunehmen; der Meierhof Pettluis 80/16 und 120/40. 

 

Töne aus dem Apparat: Zu einem sogenannten Experimental-Vortrag wird die Bevölkerung am 20. Juni 1879, vor 145 Jahren, nach Bad Segeberg eingeladen. In der Harmonie stellt Armin Tenner aus Cincinnati/USA Edisons’s Phonographen vor. Tenner verspricht, dass der Apparat gesprochene, geflötete, gesungene, lachende und pfeifende Töne sowie nachgeahmte Tierstimmen und Trompetensoli reproduzieren werde. Laut Anzeige im Segeberger Kreis- und Wochenblatt habe der in Amerika produzierte Apparat „in allen größeren Städten Deutschlands und Rußlands Anklang gefunden“. 

 

Schulsport im Jahr 1914: Auf der städtischen Sportkoppel in der Kreisstadt Segeberg findet am 21. Juni 1914, vor 110 Jahren, das dritte Kreisjugendfest statt. An den sportlichen Wettkämpfen beteiligt sich auch die Volksschule Schmalensee. Im Dreikampf wird ein Schmalenseer Schüler namens Harder Fünfter. Im Schlagballspiel unterliegt die Schmalenseer Schulmannschaft der aus Negernbötel mit 28:58. Dafür gewinnen die Mädchen im Tamburinball mit 50:34 gegen die Volksschule Wahlstedt. 

 

Feuerwehren kämpfen im Moor: Die lange Trockenheit des Frühsommers 1959 begünstigt einen verheerenden Brand des Tensfelder Moores. Zu den Löscharbeiten am 22. Juni vor 65 Jahren werden, einschließlich der Wehren des Amtes Bornhöved, 23 Freiwillige Feuerwehren und ein Panzergrenadierbataillon aus Boostedt heran gezogen. 200 Tonnen Torf im Wert von 20.000 DM verbrennen, die Torfbrikettfabrik ist nicht betroffen. Die ganze Tensfelder Torfernte wird durch das Feuer vernichtet und nur bald einsetzender Regen kann ein erneutes Ausbrechen des Feuers verhindern. Schriftführer Werner Harder von der hiesigen Wehr hebt hervor, dass in diesem ungewöhnlich trockenen Sommer, der ringsum oft für Alarmierungen gesorgt habe, Schmalensee „von der Feuersbrunst verschont“ geblieben ist. 

 

Stimmungsmache wirkt, auch in Schmalensee: Am 23. Juni 1894, vor 130 Jahren, finden im 6. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis Stichwahlen statt. Diese sind notwendig geworden, weil der Reichstag die vor einem Jahr im Wahlkreis erfolgte Wahl des Grafen von Moltke für ungültig erklärt hatte. Die Neuwahl hatte am 13. Juni stattgefunden, aber keinen eindeutigen Sieger ergeben. Der Sozialdemokrat von Elm hatte die absolute Mehrheit von 12.925 Stimmen um 637 Stimmen verfehlt. Sein Gegner in der Stichwahl ist der konservative Kandidat Mohr, der mit 6090 Stimmen das zweitbeste Ergebnis hat. Nach dem ersten Wahlgang ausgeschieden sind dagegen der Freisinnige Kopsch (5059) und der Antisemit Raab (2402). In Schmalensee erhielt Mohr im ersten Wahlgang 45, von Elm 5 Stimmen. 

Im Vorjahr hatte der konservative Kandidat Graf von Moltke davon profitiert, dass die sogenannten „Ordnungsparteien“ ihre Wähler vor der Stichwahl auf ihn einschworen. Nur so gelang es damals, den Sozialdemokraten Molkenbuhr zu bezwingen. Nun gilt der Konservative Mohr als „Kartellkandidat“: Die „Ordnungsparteien“ – Liberale, Konservative, Antisemiten – haben vor dem 23. Juni zur geschlossenen Wahl des Altonaer Fabrikanten und Landtagsabgeordneten aufgerufen, um den Sozialdemokraten zu verhindern. Auch der Bund der Landwirte hat seinen Mitgliedern diese Empfehlung gegeben. Diesmal geht die Rechnung aber nicht auf: Der Sozialdemokrat von Elm gewinnt den Wahlkreis mit einem Vorsprung von rund 600 Stimmen. In Schmalensee allerdings erhält von Elm keine einzige Stimme mehr, hier entfallen 42 Stimmen auf Mohr. Vermutlich sind nicht mehr alle Wähler der Vorwoche zur Stichwahl gegangen, schon gar nicht die von Elm-Wähler. 

 

Feuerwehr seit 90 Jahren freiwillig: Aus Anlass des 90-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee findet am 23. Juni 1979, vor 45 Jahren, im Ort der Amtsfeuerwehrtag statt. Beteiligt sind alle Feuerwehren des Amtes Bornhöved sowie die Wehren aus Trappenkamp und Belau. Nach einem Antreten der Wehren in der Tarbeker Straße marschieren diese zur Kranzniederlegung in die Ortsmitte. Anschließend beginnen die Übungen auf dem Festplatz: Das Aufrichten eines Traktors demonstriert die Schmalenseer Wehr, das Löschen eines Busbrandes unter Atemschutz die Kameraden aus Trappenkamp und Bornhöved. Ohne Atemschutz löschen die Wehren aus Tarbek und Gönnebek einen Strohwagen. Die Jugendfeuerwehren aus Bornhöved und Trappenkamp stellen sich vor und die Wehren aus Stocksee, Damsdorf und Tensfeld haben eine Spaßvorführung vorbereitet. Danach folgt ein Brandmanöver auf dem Hof von Burkhard Saggau, an das sich Kommers und Ball im Gasthof Voß anschließen. Für die Ballmusik sorgen die „Sandhasen“. 

Die Freiwillige Feuerwehr Schmalensee im Jubiläumsjahr: Hermann Heiden (Wehrführer), Helmut Nagel (Stellvertretender Wehrführer), Hans Siebke (Schriftführer), Uwe Nagel (Kassenwart), Hans-Hermann Heiden (Gerätewart), Burkhard Saggau und Gerhard Mühlenberg (Gruppenführer), Gerhard Harder (Sicherheitsbeauftragter), Herbert Burmeister, Hermann Griese, Peter Hahn, Wilfried Herbst, Peter Isaakson, Dieter Göttsch, Horst Kaack, Rainer Lange, Herbert Mahler, Hans-Peter Nagel, Hermann Radloff, Michael Radloff, Eckhard (Eggert) Sarau, Harald Saggau, Reimer Saggau, Kurt Schulz, Hartmut Siebelts, Bodo Sienknecht, Werner Suhr, Jochen Voß, Werner Wulf; in der Reserveabteilung (Ehrenabteilung): Peter Herbst und Gerhard Hammerich.

 

Dreifache Kreismeisterin aus Schmalensee: Laut Bericht der Segeberger Zeitung vom 23. Juni 1989, vor 35 Jahren, wird bei den Leichtathletik-Kreismeisterschaften der Schülerklassen in Henstedt-Ulzburg die Schmalenseerin Birte Harder dreifache Kreismeisterin. Die Athletin des SC Rönnau 74 gewinnt in der Altersklasse W11 den 50 Meter-Lauf (7,6 Sekunden), den Weitsprung (4,05 Meter) und den Hochsprung (1,30 Meter) für ihren Verein. 

 

Vogelschießen vor 60 Jahren: Das Kindervogelschießen im Juni 1964 in Schmalensee kann dank großzügiger Spenden aus allen Teilen der Dorfgemeinschaft erfolgreich durchgeführt werden. Der Berichterstatter der Segeberger Zeitung am 24. Juni hebt hervor, dass „trotz Pferdeknappheit“ die Königspaare dem alten Brauch folgend beim Umzug durchs Dorf in einer Kutsche fahren können. Königspaar der Oberstufe der Volksschule werden Rainer und Doris Voß, in der Unterstufe Sabine Behrend und Bernhard Buchholz. 

 

Mädels kicken besser als die Jungs: In Bornhöved findet am 24. Juni 1984, vor 40 Jahren, das Fußballturnier des Kreislandjugendverbandes statt. Bei den Jungen wird Ausrichter und Vorjahressieger Schmalensee im Fünferfeld Letzter, die Siegermannschaft kommt aus Tensfeld. Im Wettbewerb dreier Mädchenmannschaften siegt Schmalensee durch ein Tor von Dörte Stegelmann im Entscheidungsspiel gegen die LJG Stuvenborn. Dörte Stegelmann, die auch im Vereinssport Fußball spielt, erzielt im Turnier alle Tore der Schmalenseerinnen. Zur Siegermannschaft gehören weiterhin Maike und Gunda Feddersen, Petra Meier, Wiebke Thormählen, Birgit Lichtenthäler, Bärbel Lensch und die Schmalenseerin Petra Saggau (heute Jens). 

 

Vor 30 Jahren zweitschönstes Dorf: Im Kreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ belegt die Gemeinde Schmalensee am 29. Juni 1994 hinter Fahrenkrug den zweiten Platz. 4000 DM sind der Lohn der Mühen, die sich der Ausschuss für Ortsverschönerung und Fremdenverkehr gemacht hatte, um der Bewertungskommission am 17. Juni den Ort vorzustellen. Für diese sorgfältige Planung erfüllte Schmalensee sogar alle 100 Unterpunkte des Bewertungsbogens, die Entscheidung fiel also knapp aus. Die Kommission des Kreises Segeberg habe laut Pressebericht nicht nur auf Pflege und Erhalt alter Bausubstanz, sondern auch auf ein reges Vereinsleben geachtet. Schmalensees Bürgermeister Hans Siebke, der selbst Mitglied der elfköpfigen Jury des Kreises war, die insgesamt 31 Segeberger Gemeinden besuchen musste, hatte an der Bewertung des eigenen Dorfes nicht teilgenommen. 

 

Vorrang für NS-Organisationen: In Bornhöved kommt es laut Bericht des Segeberger Kreis- und Tageblatts vom 30. Juni 1934, vor 90 Jahren, zur Auflösung der Ortsgruppe der Reichsvereinigung Deutscher Hausfrauen. Wunsch der Vorsitzenden Frau Sarpe, die auch Mitglied des Bundesvorstandes war, war bis zuletzt, die Ortsgruppe zu erhalten. „Doch der Wille des Gesetzes und die Reinheit des Handelns und Wollens stand höher als alles Persönliche.“ Die Hausfrauen von Bornhöved und Umgebung, allen voran Frau Sarpe, werden nun ihre Kraft in die NS-Frauenschaft und die NS-Volkswohlfahrt einbringen, in denen bereits der Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz aufgegangen ist.  Dieser Übergang stand schon vor Monatsbeginn fest, wie Zeitungsmeldungen vom 8. Juni 1934 zeigen. Demnach hat im Gasthof Voß ein Pflichtabend der NS-Frauenschaft Bornhöved und Umgebung stattgefunden, zu dem Frauenschaftsleiterin Böster vor allem die neuen, vom Vaterländischen Frauenverein und dem Verein Deutscher Hausfrauen gekommenen Mitglieder begrüßen konnte. Umfangreich wurde über den Luftschutz gesprochen, denn in diesen Tagen wird eine Luftschutzuntergruppe für Bornhöved und Umgebung gebildet. Dieser wollen offenbar auch zahlreiche Frauen beitreten. 

 

 

Bild zur Meldung: 90 Jahre Feuerwehr Schmalensee 23.06.1979 - Gruppenbild

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Historisches 2024-06-15 (31. 05. 2024)

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