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Mai-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 2

Schmalensee, den 15. 05. 2024

Werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen liefern uns oft Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten zugleich Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung. 

Für die treue Leserschaft gibt es auch im Monat Mai die historischen Meldungen zweigeteilt, um ihr ein hoffentlich interessantes Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der zweite Teil.

 

Die Seen werden „kleiner“: Das Segeberger Kreis- und Tageblatt meldet am 15. Mai 1934, vor 90 Jahren, dass im Bereich Wankendorf, Ruhwinkel, Perdoel und Stolpe gerade ein seit 100 Jahren geplantes Projekt verwirklicht wird: Im Rahmen der Arbeitsbeschaffung ist ein Unternehmen mit gut 120 Mann damit beschäftigt, die Wasserspiegel des Belauer-, Schmalen-, Bornhöveder, Schieren- und Stolper Sees um 63 bis 75 Zentimeter zu senken. Die damit verbundene dauerhafte Landgewinnung von rund 454 Hektar bewirke, dass der Fuhlensee verschwindet. Die Seen, die bislang bis an Wald- und Wiesenränder grenzten, seien nun von regelrechten Stränden umsäumt, wovon man sich auch ein wenig Belebung des Fremdenverkehrs erhoffe. 

 

Die Lehrer befassen sich mit „Rasse“: Noch eine Meldung aus dem Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 15. Mai 1934. Die Versammlung des NS-Lehrerbundes Bornhöved ist demnach zu ihrer monatlichen Versammlung zusammengetreten. Lehrer Schmidt aus Damsdorf hat über „Die Rasse im Allgemeinen und die Rassen Europas“ referiert und ging dabei auf den Unterschied europäischer Rassegemische und die Juden ein, die außereuropäischen Rasseeinflüssen unterlägen. Lehrer Schümann sprach dann über „die gegenwärtige Lage der Kultur und Bildung“. Sein Fazit: „Kultur und Bildung stehen, wenn sie real und wirkungsvoll sein sollen, im Zusammenhang von Blut und Boden, von Rasse und Volkstum“. 

 

Mehr männliche als weibliche Schmalenseer: Eine Volkszählung am 17. Mai 1939, vor 85 Jahren, ermittelt den Stand der Wohnbevölkerung, auch in den Gemeinden des Kreises Segeberg. Demnach leben in Schmalensee 314 Personen, davon 167 männliche und 147 weibliche.

 

Umgestaltung des Bolzplatzes in Schmalensee: Drei gemeindliche Ausschüsse tagen am 17. Mai 1999, vor 25 Jahren, gemeinsam: Der Bau- und Wegeausschuss, der Ausschuss für Planung und Umwelt und der Ausschuss für Ortsverschönerung und Fremdenverkehr. Es geht um die Neugestaltung des Dorfplatzes oder Bolzplatzes, weshalb auch das Ingenieurbüro Gosch und Schreyer aus Bad Segeberg teilnimmt. Besprochen werden u.a. die Gliederung der Fläche in drei Abschnitte – Eingang und Feuerwehr, Festwiese mit Bolzplatz, Spielplatz – und die zu treffenden Maßnahmen. Als geschätzte Kosten der Gesamtmaßnahme werden 145.000 DM angenommen, von denen das Land 87.000 DM übernehmen könnte. Durch niedrige Erdwälle soll der erweiterte Spielplatz umrandet werden. Die Parkfläche soll ein Ökopflaster erhalten und ein Grillplatz angelegt werden. 

 

Seit über 20 Jahren zu Gast in Schmalensee: Die Kieler Nachrichten berichten am 18. Mai 2004, vor 20 Jahren, in ihrer Tagesausgabe von einer besonderen Würdigung durch den Fremdenverkehrsverein Wankendorfer Seengebiet für das Ehepaar Gertrud und Erich Wormuth aus Düsseldorf, das seit 1974 in der Region seinen Urlaub verbringt. Ihre Treue gilt besonders der Gemeinde Schmalensee, wo sie bei den Vermietern Hildegard und Ewald Garber seit nun 20 Jahren ihr Quartier nehmen. Zuvor waren sie zehn Jahre lang Gäste bei Lisa und Hermann Griese. 

 

Ein Aufruf zur Gewalt in der Tageszeitung: Standartenführer Krause, Sonderbeauftragter des Obersten Führers der SA im Kreis Segeberg, richtet am 19. Mai 1934 in einer amtlichen Mitteilung im Segeberger Kreis- und Tageblatt einen Aufruf an die SA-Männer des Kreises Segeberg. Es gebe bürgerliche Miesmacher und Nörgler und andere „reaktionäre Elemente“, die sich über die SA belustigen und den entstehenden neuen Staat zu erschüttern suchen. „Stellt die Gerüchtemacher, haltet sie fest und schlagt sie auf ihr Lügenmaul, wo ihr sie trefft! Wenn sie uns nicht lieben, sollen sie uns fürchten!“

 

Mutterkreuze für Schmalenseerinnen: Am 21. Mai 1939, dem Muttertag vor 85 Jahren, werden an über 70 Jahre alte kinderreiche Mütter des Kreises Segeberg die vom „Führer“ Adolf Hitler gestifteten Mutterkreuze verliehen. Aus Schmalensee werden mit dem Goldenen Ehrenkreuz für acht oder mehr Kinder Anna Schenck, geb. Gosch, Lina Kronfeld, geb. Diedrich und Emma Siebelts, geb. Riems ausgezeichnet. Katharina Harder, geb. Saggau erhält die silberne Ausfertigung (sechs oder sieben Kinder). Das bronzene Mutterkreuz für vier oder fünf Kinder erhalten Elise Saggau, geb. Wulf und Elisabeth Suhr, geb. Westphal. 

 

Landjugend reist vor 50 Jahren nach Hessen: Die Landjugendgruppe Schmalensee reist im Zeitraum 23. bis 27. Mai 1974 nach Friedberg in Hessen. Das Programm ist umfangreich. Schon während der Anreise wird bei Duderstadt die Zonengrenze besichtigt. Die Gastgeber führen die Schmalenseer durch ihre Region und nach Frankfurt am Main. Außerdem wird tüchtig gefeiert.

 

Kleine und schwere Bestrafungen für Verkehrsteilnehmer: Der Landrat des Kreises Segeberg veröffentlicht am 24. Mai 1934 im Segeberger Kreis- und Tageblatt allgemeine Verhaltensregeln für Teilnehmer am Straßenverkehr, abgeleitet aus der Straßenverkehrsordnung. Er weist darauf hin, dass ab sofort leichte Überschreitungen mit einer gebührenpflichtigen Verwarnung und 1,00 RM belegt werden; schwere Überschreitungen ziehen Strafanzeigen nach sich. „Hartnäckigen Dauerübertretern wird das Fahrzeug weggenommen.“ 

 

Ein „Messerheld“ in Schmalensee vor 115 Jahren: Laut einer Meldung im Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 25. Mai 1909 wird ein Geselle aus Bornhöved, als er seine Braut in Schmalensee besuchen möchte, von Knechten überfallen und mit Messern so arg zugerichtet, dass ihn der Arzt in Bornhöved mit mehreren Stichen nähen muss. Ein Knecht, der als „Messerheld“ bekannt ist, wird als Haupttäter ermittelt. Er muss sich zusätzlich wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung verantworten.

 

Mangelwirtschaft macht vor Friseuren nicht Halt: Die Friseurinnung des Kreises Segeberg macht am 25. Mai 1944, vor 80 Jahren, darauf aufmerksam, dass von heute bis einschließlich Pfingsten 1944 keine Kinderhaarschnitte mehr ausgeführt werden. Weiterhin wird bekannt gegeben, dass in Herrenfriseurgeschäften Schleswig-Holsteins während des Krieges für Kinder über 3 und Jugendliche unter 16 Jahren nur noch einfache Haarschnitte ausgeführt werden. „Der sogenannte Fasson-Schnitt ist für diesen Kundenkreis untersagt.“

 

Zwei Siebkes stehen im Mittelpunkt: Während des Verbandstages des Kreisfußballverbandes Segeberg am 26. Mai 1989, vor 35 Jahren, in Nahe wird der Schmalenseer Helmut Siebke für seine Schiedsrichter-Tätigkeit mit der Silbernen Ehrennadel des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV) geehrt. Sein Bruder Hans Siebke hält als Vorsitzender des Kreissportverbandes ein Grußwort. Darin macht er eine provokative Rechnung auf: Wenn Behörden einen Jugendlichen „von der Straße holen“, koste dieses im Durchschnitt 100.000 DM. Die Aufnahme eines Kindes in den Sportverein koste lediglich den Mitgliedsbeitrag – würde die Kommunalpolitik also die 100.000 DM in den örtlichen Sport investieren, sei weit mehr als einem Kind oder Jugendlichem geholfen. 

 

Angriff auf Segeberg vor 490 Jahren: In den Bürgerkrieg, der um die dänische Thronfolge entbrannt ist, die sogenannte Grafenfehde, mischt sich 1534 auch die Hansestadt Lübeck ein, um mehr Einfluss im Ostseeraum zu gewinnen. Lübsche Truppen greifen am 27. Mai 1534 das zum König haltende Segeberg an und versuchen, die Siegesburg zu stürmen. Eine Woche später, am 3. Juni 1534, geben sie auf. Vor dem Abzug werden Segeberg und Gieschenhagen geplündert und niedergebrannt. Dabei gehen sehr wahrscheinlich auch wertvolle Unterlagen des Klosters Segeberg verloren. Die Grafenfehde wird 1536 enden und es wird für die Herzogtümer Holstein und Schleswig eine 90 Jahre währende Zeit des Friedens anbrechen, die erst 1626/27 mit der Einmischung König Christian IV. in den Dreißigjährigen Krieg enden und nur kurz, 1559, durch den Feldzug der Landesherren gegen die Bauernrepublik Dithmarschen, kurz unterbrochen werden wird. 

 

Spatenstich für die Arena am Kalkberg vor 90 Jahren: In Bad Segeberg erfolgt am 27. Mai 1934 am Kalkberg der erste Spatenstich für die Errichtung einer Thingstätte. Damit den zahlreichen Teilnehmern des Umlandes die Anreise vereinfacht wird, wartet die Kleinbahn Kiel-Segeberg mit einer 50 Prozent-Fahrpreisermäßigung auf. Auch Oberpräsident und NS-Gauleiter Lohse nimmt an dem Festakt teil, um den ersten Spatenstich zu tätigen. Ganze Formationen der SA und Schulklassen reisen zu dieser Veranstaltung an. 

 

Seeanlieger sollen nicht bevorzugt werden: Im Segeberger Kreis- und Tageblatt wird am 27. Mai 1944, vor 80 Jahren, Kritik an Fischer Christophersen von der Cluß geübt: Dieser hatte in den zurückliegenden Tagen im Bornhöveder und Belauer See „größere Mengen Fische“ (Aale, Brachsen, Rotaugen) gefangen und an die Bevölkerung von Bornhöved und Umgebung verkauft. „Erwünscht ist allerdings bei größeren Fischfängen eine allgemeinere Bekanntgabe, damit eine gleichmäßige Verteilung stattfinden kann“, heißt es in der Meldung. Die dahinterstehende Absicht: In Zeiten der kriegsbedingten Mangelwirtschaft ist es vonseiten der Behörden gewünscht, ungleiche Verteilung von Lebensmitteln und damit aufkommenden Neid zu verhindern. 

 

Die Meiereigenossenschaft wächst um ein Dorf: Die Schmalenseer Meiereigenossenschaft hält am 28. Mai 1904, vor 120 Jahren, ihre Generalversammlung ab. Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau und Gemeindevorsteher Theodor Schnohr werden erneut in den Vorstand gewählt. Johannes Saggau aus Schmalensee scheidet aus dem Gremium aus. Es zeichnet sich ab, dass die Belauer Bauern, die bislang ihre Milch zur Kalübber Meierei lieferten, nun den Anschluss an die Schmalenseer Genossenschaftsmeierei suchen. Somit werden sämtliche Milchproduzenten aus Schmalensee, Tarbek und Belau in einer Genossenschaft vereint sein. 

 

Systemtreues Personal wird eingesetzt: Im Protokollbuch (1926-1952) der Gemeinde Schmalensee findet sich auf Seite 40 für den 28. Mai 1934, vor 90 Jahren, diese „Niederschrift über Benennung von Gemeinderäten für die Gemeinde Schmalensee“: „Der Herr Landrat des Kreises Segeberg teilt unter Tgb.N.: 476 K.A. am 6. Mai 1934 mit, daß auf Grund des §41 des Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 G.S.S. 427 als Gemeinderäte für die Gemeinde Schmalensee Bauer Richard Saggau, Kontrollbeamter Fritz Herbst, Bauer Ernst Stegelmann, Arbeiter August Rose berufen sind. Nachdem die Berufenen am 23. Mai 1934 durch den Dorfschulzen (Heinrich) Harder vereidigt wurden, wurde ihnen die Prüfungsurkunde ausgehändigt. Dem Landratsamt in Bad Segeberg wurde über Aushändigung der Berufungsurkunde und Vereidigung Bericht erstattet.“ - In der Gemeindevertretung waren nach den politischen Veränderungen der Jahre 1933/34 Plätze frei geworden...

 

Gerangel um Zuständigkeiten vor 65 Jahren: Kurioses ist am 29. Mai 1959 in der Segeberger Zeitung vom Ausbau der Belauer Straße zu lesen. Da diese die Grenzen der Kreise Plön und Segeberg kreuzt, wurden alle Planungsarbeiten aus zwei Richtungen vorgetrieben. Nun klafft in der Fahrbahndecke eine acht bis zehn Meter breite,  nicht asphaltierte Fläche auf der Grenze und es muss Einigung erzielt, wer welche Leistungen zu erbringen hat…

 

Traditionswechsel in Schmalensee vor 60 Jahren: Die Landjugendgruppe Schmalensee veranstaltet am Nachmittag des 31. Mai 1964 ein Schleppergeschicklichkeitsfahren, das am Ort das traditionelle Ringreiten abgelöst hat. Für die jungen Damen gibt es ein Preisschießen und Ballwerfen und am Abend für alle Tanz. Der Gruppenvorsitzende Reimer Saggau leitet die Wettbewerbe. Die Erstplatzierten im Schlepperfahren kommen allesamt aus Schmalensee: Dieter Sienknecht, Hans-Jürgen Harder, Bodo Sienknecht und Herbert Mette. Beim Ballwerfen belegen Susanne Siebelts und Rosemarie Suhr die Plätze drei und vier. Beim Preisschießen gehören Reimer Saggau und Jürgen Stegelmann zu den besten Schützen. 

 

  • Hinweis zu den mit diesen Meldungen verwendeten Bildern: In den zeitgenössischen Darstellungen zum Thingplatz in Bad Segeberg sind Armbinden und Fahnen mit dem Hakenkreuz zu sehen. Dies geschieht allein im historischen Kontext und keinesfalls die nationalsozialistische Diktatur verherrlichend. Vielmehr soll in den Aufnahmen, in denen das Symbol der NS-Herrschaft zu erkennen ist, dessen Allgegenwärtigkeit in damaliger Zeit verdeutlicht werden. In späteren Ablichtungen – hier das Mutterkreuz der Lina Kronfeld – ist das Hakenkreuz unkenntlich gemacht worden, um missbräuchlicher Weiterverwendung durch Dritte vorzubeugen.

 

 

Bild zur Meldung: Gartenkonzert bei Friedrich Voß, SKTB 22.05.1914

Fotoserien


Historisches 2024-05-15 (24. 04. 2024)

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Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
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