1891
Jahrgang 1891
(fett gedruckte Daten sind tatsächliche, nicht fett gedruckte die des Erscheinens)
03.01.1891
Der Gerichtsvollzieher Sommer veranstaltet um 9 Uhr früh im Hause des Schmalenseer Altenteilers Dunker eine öffentliche Versteigerung. Unter den Hammer kommen gegen Barzahlung ein Sofa, ein Kleiderschrank, ein Bettgestell, Stühle, ein vollständiger Anzug, zwei Paletots, ein Fußsack, ein silberner Auffülllöffel, 19 silberne Esslöffel, zwei silberne Zuckerzangen, ein silbernes Teesieb u.a.m.
08.01.1891
Der Vorstand der Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalt Schleswig-Holstein gibt die Namen der Vertrauensmänner bekannt. Im Vertrauensmännerbezirk Nr. 3 des Kreises Segeberg – Bornhöved – der die Amtsbezirke Bornhöved, Stocksee und Rickling umfasst, ist Hofbesitzer Behr aus Stocksee Vertrauensmann der Arbeitgeber. Sein Vertreter ist Hufner Köpke in Rickling. Vertrauensmann der Klasse der Arbeitnehmer ist der Arbeiter Fennern in Tensfeld, der durch den Arbeiter Kramper aus Daldorf vertreten werden kann.
13.01.1891
Tierarzt Elend ist in Bornhöved approbierter Tierarzt.
30.01.1891
Landrat von Willmoes-Suhm legt das Ergebnis der am 01.12.1890 durchgeführten Volkszählung vor. Demnach lebten zum Zeitpunkt in der Landgemeinde Schmalensee 280 Personen. Bornhöved zählte 819, Gönnebek 301 Einwohner (zusammen: 1.400).
Im Amt Stocksee lebten 907 Menschen – in Stocksee 314, Damsdorf 228, Tensfeld 214 und Tarbek 151.
01.02.1891
Die Telegrammgebühren, laut Telegraphenordnung von 1880 6 Pfennig pro Wort, mindestens 60 Pfennig pro Telegramm, werden gesenkt: „Für das gewöhnliche Telegramm wird auf alle Entfernungen eine Gebühr von 5 Pfennig für jedes Wort, mindestens jedoch der Betrag von 50 Pfennig erhoben.“
24.02.1891
Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau sorgt für Aufsehen, als er einen Sohn taufen lässt. Als Taufzeugen fungieren zwei betagte Herren, selbst beide schon Urgroßväter: Der Altenteiler H.H. Dose aus Blunk ist bereits 84 Jahre, der Altenteiler Hinrich Saggau aus Gönnebek 87 Jahre alt.
01.03.1891
Die Gemeinde Nehms sowie die Gutsbezirke Muggesfelde und Grönwohld werden vom Patrouillenbezirk des in Bornhöved stationierten Gendarmen abgetrennt und dem Gendarmenbezirk Schlamersdorf zugewiesen.
06.03.1891
Feuer in Schmalensee. Aus ungeklärter Ursache brennen zwei Wohngebäude nieder.
09.03.1891
Im Segeberger Hotel Zur Harmonie findet ab 8 Uhr die Musterung der Militärpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1869 bis 1871, unter anderen aus den Gemeinden des Nordkreises statt.
20.03.1891
Endgültig und abschließend wollen die Kirchengemeindevertreter und Kirchenältesten des Kirchspiels Bornhöved über eine mögliche Teilung desselben beraten. Deshalb nehmen auch Probst Schütt (Lütjenburg), Amtsgerichtsrat Fischer (Plön) und Landrat von Willmoes-Suhm (Segeberg) an der Sitzung teil.
Zur Sachlage: Schon etwa dreieinhalb Jahre ist ein Pastor provisorisch in Wankendorf tätig. Er predigt abwechselnd im Stolper Schulhaus und in einer Wankendorfer Gaststätte und versieht bereits selbständig die seelsorgerische Arbeit des möglichen neuen Pfarrbezirks. Der Versuch, das Kirchspiel Bornhöved in zwei selbständige Kirchspiele zu zerlegen, von denen das neue Kirche und Pastorat in Wankendorf erhalten könnte (unter zunächst noch gemeinschaftlicher Nutzung des Bornhöveder Kirchhofs), bedarf einer Entscheidung.
Mit nur fünf Stimmen für eine Kirchspielteilung scheitert das Anliegen angesichts 18 Nein-Stimmen. Vor gut zwei Jahren hatte nur eine Person für einen gleich lautenden Antrag gestimmt. Trotz dieses klaren Abstimmungsergebnisses wollen die örtlichen Vertreter auf die im zuständigen königlichen Ministerium zu treffende Entscheidung warten.
Interessant ist, dass dem Protokoll der negativ abstimmenden Versammlung ein deutlich formulierter Ablaufplan für das Verfahren der Kirchspielteilung beigefügt wird. Es scheint hinter den Kulissen einen handfesten Konflikt zu geben: Gemeindevertreter und Kirchenälteste bringen im April in einem Schreiben an die königliche Regierung zum Ausdruck, dass sie zwar die Teilung abgelehnt, wohl aber für die Anstellung eines Hilfsgeistlichen (der de facto schon im Raum Wankendorf wirkt, Anmerkung) eintreten. Und sie kritisieren, dass die Kollegien-Protokolle gezielt Auslassungen vornehmen und nur den Willen Weniger deutlich zum Ausdruck bringen. Zu den Unterzeichnern dieses „untertänigst und gehorsamst“ eingereichten Schreibens gehören aus Schmalensee der Gemeindevertreter F. Dunker und der Kirchenälteste H. Saggau.
26.03.1891
Am Gründonnerstag treten im Gasthof Meyer zu Tensfelderau Imker aus dem ganzen nördlichen Kreis Segeberg zusammen. Bis dato waren die Imker im Imkerverein für Segeberg und Umgebung mitorganisiert. Auf vielfachen Wunsch und mit dem Wohlwollen des anwesenden Segeberger Vorstandes wird der „Imkerverein an der Tensfelderau“ gegründet, dessen Einzugsgebiet der nördliche Kreis Segeberg und angrenzende Teile des Kreises Plön sind. Vorerst wird Lehrer Tönsfeldt aus Hornsmühlen zum Vorsitzenden gewählt. Zugleich beschließt der neue Verein den Beitritt zum Hauptverein der Schleswig-Holsteinischen Bienenwirte.
01.04.1891
Vor gut drei Jahren wurde im Kreis Segeberg eine Pensionszulagekasse für Lehrerwitwen und –Waisen gegründet, der mittlerweile 135 Mitglieder angehören. Die Kasse hat ein Vermögen von rund 5.800 Mark. Neben Mitgliedsbeiträgen erhält sie Zuwendungen der auf Orts- oder Amtsebene existierenden Sparkassen.
18.04.1891
Am Nachmittag um 16 Uhr findet beim Bornhöveder Gastwirt Suhr die Frühjahrskontrollversammlung der Mannschaften der Militärreserve statt.
22.05.1891
Sitzung des Segeberger Kreistages, in dem der Bäcker Hauschildt aus Bornhöved das Amt Bornhöved vertritt. Für den 13. Schiedsmannsbezirk des Kreises Segeberg, der Tensfeld, Damsdorf, Tarbek, Schmalensee, Stocksee und den Forstgutsbezirk Stocksee umfasst, wird der Hufner Suhr aus Schmalensee zum Schiedsmann ernannt.
11.06.1891
Um 16 Uhr findet in Bornhöved die Stutenkörung durch den Pferdezuchtverein an der Trave statt.
13.06.1891
Aus Staatsfonds erhalten die Amtsbezirke finanzielle Zuweisungen zur anteiligen Deckung der Verwaltungskosten. Dem Amtsbezirk Bornhöved mit seinen 1.421 Einwohnern fließen laut „Repartitionsliste“ 366,03 Mark zu.
11.07.1891
Zur Ermittelung der zu entrichtenden Einkommenssteuer sind auf kommunaler Ebene Voreinschätzungsbezirke gebildet. Der Voreinschätzungsbezirk 3 des Kreises Segeberg umfasst die Landgemeinden Bornhöved, Gönnebek, Schmalensee, Damsdorf, Stocksee, Tarbek, Tensfeld und den Forstgutsbezirk Stocksee.
In den Bezirken sind Voreinschätzungskommissionen zu bilden, deren Größe sich an der Größe der Dörfer orientiert. Im Bezirk 3 besteht die Kommission aus elf Mitgliedern, mindestens einem pro Gemeinde. Vorsitzender ist Amtsvorsteher Saggau aus Schmalensee, sein Stellvertreter ist der Amtsvorsteher Jürgens aus Damsdorf.
11.07.1891
König Wilhelm von Preußen erlässt ein Wildschadensgesetz. Dieses wirkt sich gleich mit dem ersten Absatz auf mehrere Akteure im ländlichen Raum aus: „Der durch Rot-, Dam- und Rehwild sowie durch Fasanen angerichtete Schaden ist zu ersetzen.“ Berührt sind neben der regulierenden Ortspolizeibehörde Grundbesitzer und Jagdpächter.
16.07.1891
Das zuständige königliche Ministerium teilt dem Kirchenkollegium mit, dass die Anstellung eines Hilfsgeistlichen nicht genehmigt werden kann. Die Frage der Errichtung einer zweiten Pfarrstelle oder der Teilung des Kirchspiels wird vertagt.
23.07.1891
Die Entscheidung scheint gefallen: Das Kirchspiel Bornhöved ist laut Meldung des Segeberger Kreis- und Wochenblatts in zwei Kirchspiele geteilt. Das neu entstandene Kirchspiel Wankendorf umfasst die Gutsbezirke und Landgemeinden Depenau, Bokhorn, Löhndorf, Nettelau, Horst, Wankendorf und Stolpe.
25.07.1891
Das Segeberger Kreis- und Wochenblatt revidiert seine Meldung über die Kirchspielteilung, verspricht baldige Aufklärung und druckt das Protokoll vom 20.03.1891 sowie das Bittschreiben vom April ab, die der Zeitung zugespielt wurden.
13.08.1891
Das Segeberger Kreis- und Wochenblatt veröffentlicht einen Brief zahlreicher Kirchenältester und Kirchenvertreter des Kirchspiels Bornhöved an den Pastor Voß. Unterzeichner sind auch der Kirchenälteste Saggau und der Kirchenvertreter Dunker aus Schmalensee. Es wird die empörte Feststellung getroffen, dass trotz des klar ablehnenden Votums aus dem Kirchenkollegium am 20.03.1891 seitens des königlichen Konsistoriums zu Kiel Vorschläge gemacht würden, wie eine Teilung des Kirchspiels vorzunehmen sei. Die Unterzeichner drohen mit dem massenhaften Austritt aus der Kirche und fordern den Pastor auf, innerhalb der Kirchenorganisation Einfluss zu nehmen.
13.-31.08.1891
Im Zeltlager auf der Gönnebeker Heide bei Bornhöved liegen derzeit zwei Husarenregimenter der 18. Kavalleriebrigade. Eine anhaltend ungünstige Witterung zwingt zu vorbeugenden Maßnahmen der Auflösung des Biwaks – die umliegenden Gemeinden haben vorsorglich Vorbereitungen für Einquartierungen zu treffen. Schmalensee bereitet sich auf die im Bedarfsfalle notwendige Aufnahme von drei Offizieren, 75 Mann und 80 Pferden vor.
20.08.1891
Schon 30 Personen im Kirchspiel Bornhöved sollen auf Grund der „gewaltsamen Teilung des Kirchspiels“ ihren Austritt aus der Evangelisch-Lutherischen erklärt haben.
22.08.1891
Parallel zu den Vorgängen um das Kirchspiel Bornhöved vollzieht sich eine ähnliche Entwicklung im Kirchspiel Sülfeld. Nur mit dem Unterschied, dass hier kein Konflikt ausgetragen wird: Die Größe des Kirchspiels verlange keine Teilung desselben, sondern lediglich die Einteilung von Pfarrbezirken mit darin eigenständigen Pastoren, um der grundsätzlichen Zielsetzung, der umfangreichen seelsorgerischen Versorgung der Gemeinde, nachkommen zu können.
Mit Blick nach Bornhöved äußert man sich in Sülfeld sehr kritisch: Man könne sich nicht vorstellen, dass die Kirchenleitung eine abgelehnte Teilung vornehmen wolle. Sicher sei auch hier die Einteilung in Pfarrbezirke in Aussicht genommen, nur unter den Kirchenvertretern und –Ältesten missverstanden worden. Die Drohung massenhafter Austritte sei eine Agitation, ein Spiel mit dem Feuer. Wer aus der Kirche austrete, schade nicht der Kirche, sondern nur sich selbst.
27.08.1891
Pastor Voß ergreift das Wort. Mit einem Leserbrief relativiert er im Segeberger Kreis- und Wochenblatt den erfolgten Austritt von 30 Mitgliedern. Es handele sich um Personen aus Stolpe, die mit Austritt gedroht hätten. Nach Sülfeld gerichtet dankt er für die Hinweise und bestätigt, dass im Kirchspiel Bornhöved auf gehässige Weise Agitation betrieben werde, die den Frieden erschüttere. Tatsächlich aber erwäge das königliche Konsistorium zu Kiel nicht die Teilung des Kirchspiels in zwei Pfarrbezirke mit einer zentralen Kirche: Es geht um das Entweder-Oder. Entweder Teilung in zwei Kirchspiele oder Errichtung einer zweiten Pfarrstelle. Seine Devise aber lautet: Abwarten und auf Gott vertrauen.
04.09.1891
Der Pferdezuchtverein an der Trave führt in Segeberg seine Generalversammlung durch. Vorsitzender ist Johannes Schwerdtfeger, Wensin. Der Verein hat sich dem landwirtschaftlichen Generalverein angeschlossen und erfreut sich zunehmender Ausdehnung in der Region. Daher erfolgt die Umbenennung in Pferdezuchtverein der holsteinischen Geestlande. Zu seinem Einzugsbereich gehören neben den Geestlanden (inklusive Segeberg, Anmerkung) auch Hamburg, der Kreis Herzogtum Lauenburg und das Fürstentum Lübeck. Daher erfolgt eine Einteilung in Bezirke, deren Vorsitzende für fünf Jahre ernannt bzw. gewählt werden. Im Bezirk Bornhöved ist Amtsvorsteher Saggau aus Schmalensee Vorsitzender.
08.10.1891
Die Leistungen der Ortskrankenkassen im Krankheitsfall richten sich nach dem Tagelohn. Offen aber ist, ob dies den gesetzlichen Tagelohn oder den so genannten „ortsüblichen“ Tagelohn betrifft. Im Kreis Segeberg gelten seit 23.02.1884 folgende Tagelöhne: erin erwachsener männlicher Arbeiter erhält 1,70 Mark am Tag, ein männlicher Jugendlicher 80 Pfennig. Eine weibliche Arbeiterin erhält 1,20 Mark, eine weibliche Jugendliche 70 Pfennig.
09.10.1891
Der Segeberger Kreistag, dem aus dem Amtsbezirk Bornhöved der Bäcker Hauschildt (Bornhöved) angehört, tagt unter dem Vorsitz des Landrates von Willmoes-Suhm. Der Landrat lost elf Kreistagsabgeordnete aus, über deren Mandate noch im laufenden Jahr die Wähler entscheiden sollen. Dieses Verfahren trifft alle drei Wahlverbände: Den der größeren Grundbesitzer, den der Städte und den der Landgemeinden. Unter den Ausgelosten ist auch Bäcker Hauschildt.
13.10.1891
Die Einwohnerzahl Schmalensees wird im Zuge der Vorbereitungen der Wahlen zum Segeberger Kreistag gemäß Ergebnis der Volkszählung von 1890 mit 280 angegeben.
22.10.1891
In den Gemeinden sind die Mitglieder der Einkommenssteuer-Voreinschätzungskommission gewählt worden. Für Schmalensee ist im Bezirk 3, dem Amtsvorsteher Saggau vorsteht, der Gemeindevorsteher Harder gewählt. Sein Stellvertreter ist der Hufner Hinrich Harder.
30.10.1891
Wahl der Wahlmänner für die Neuwahlen zum Segeberger Kreistag. Schmalensee gehört zum I. Wahlbezirk, der die Gemeinden Travenhorst, Krems II, Nehms, Bornhöved, Damsdorf, Gönnebek, Schmalensee, Stocksee, Tarbek und Tensfeld mit insgesamt 2.916 Einwohnern umfasst. Aufgrund seiner Größe und seines Steueraufkommens steht Schmalensee ein Wahlmann zu. Bornhöved hat drei Wahlmänner. Am 18.11.1891 ist durch die Wahlmänner des Wahlbezirks ein Abgeordneter zu wählen.
13.11.1891
Im Gasthof Suhr zu Bornhöved findet um 9 Uhr die Herbstkontrollversammlung für sämtliche Mannschaften der Reserve aus den Ortschaften Bornhöved, Daldorf, Damsdorf, Erfrade, Gönnebek, Kuhlen, Rickling, Schmalensee, Stocksee, Stockseehof, Tarbek, Tensfeld und Tensfelderau statt.
17.11.1891
Im Segeberger Kreishaus tagt die Einkommenssteuer-Veranlagungskommission unter dem Vorsitz des Landrates. Zu den Beratungen erscheinen die Vorsitzenden der Einkommenssteuer-Voreinschätzungskommissionen der entsprechenden Bezirke. So auch Amtsvorsteher Saggau aus Schmalensee.
18.11.1891
Im Schmalenseer Geschäftszimmer des Amtsvorstehers Heinrich Christian Saggau findet durch die Wahlmänner die Wahl eines neuen Kreistagsabgeordneten für den Kreistagswahlbezirk I (Bornhöved, Anmerkung) statt. Gewählt wird Saggau selbst.
24.11.1891
Zur Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen werden in den Städten und Ämtern des Kreises Segeberg Viehseuchenbeauftragte berufen. Im Amt Bornhöved wird der Gönnebeker Hufner Blöcker ernannt.
19.12.1891
Der königliche Landrat, königlich preußische Geheime Regierungsrat und dänische Kammerherr, Peter Friedrich von Willmoes-Suhm, stirbt nach kurzer Krankheit.