1897
Jahrgang 1897
(fett gedruckte Daten sind tatsächliche, nicht fett gedruckte die des Erscheinens)
04.01.1897
Graf Rantzau, Landrat des Kreises Plön, erklärt den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche auf Perdoel. Die umliegenden Gemeinden Belau, Ruhwinkel, Kalübbe, Wankendorf u.a. werden für seuchenverdächtig erklärt. Währenddessen herrscht im benachbarten Amt Bornhöved die Hoffnung, dass die im Vorjahr in Damsdorf und Tensfeld festgestellte Maul- und Klauenseuche aufgrund der getroffenen Maßnahmen sich nicht weiter ausbreitet.
21.01.1897
Der Segeberger Verleger C.H. Wäser, in dessen Hause auch das Segeberger Kreis- und Wochenblatt erscheint, gibt ein „Alphabetisches Verzeichnis sämmtlicher Landorte bzw. Wohnplätze mit Angabe der Bestellungs-Postanstalt und des Amtsgerichtsbezirks des Kreises Segeberg“ zum Preis von 25 Pfennig heraus.
25.01.1897
Der Segeberger Landwirtschaftliche Kreisverein, dessen Vorsitzender der Königliche Landrat Graf Platen ist, ist von der Landwirtschaftskammer der Provinz Schleswig-Holstein als solcher anerkannt worden.
26.01.1897
Approbierter Tierarzt in Bornhöved ist Herr Voß.
27.01.1897
Überall in Deutschland wird, wie in jedem Jahr, der Geburtstag des Kaisers Wilhelm II. gefeiert.
06.02.1897
Auf Einladung des Grafen Platen, Königlicher Landrat im Kreis Segeberg und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisvereins, findet um 15 Uhr in Wickel’s Hotel zu Segeberg eine Zusammenkunft aller an der Pferdezucht Interessierten zwecks Gründung eines Kreispferdezuchtvereins statt. Der „Pferdezuchtverein für den Kreis Segeberg“ ist im Kreisgebiet Nachfolger des „Pferdezuchtvereins der holsteinischen Geestlande“, der ein größeres Terrain umfasste und sich bewusst auflöste, um Platz für die Kreisvereine zu machen.
Durch jährliche Prüfung der Mutterstuten und deren Nachzucht sowie die Anlage eines Stammregisters soll das Zuchtziel des Vereins erreicht werden: „Ein edles, kräftiges Wagenpferd mit starken Knochen, welches möglichst gleichzeitig die Eigenschaften eines schweren Reitpferdes besitzt, also auch für Militärzwecke passend ist.“ Das Vereinsgebiet umfasst das des Kreises Segeberg. Darunter sollen Distrikte gebildet werden, die fast immer den Ämtern bzw. Städten entsprechen, so in Bornhöved und Stocksee. Mitglied kann jeder Einwohner des Kreises werden, der einen Jahresbeitrag von 3 Mark zahlt und die Satzungen anerkennt. Pferdebesitzer oder gar Züchter muss man nicht sein.
In den Wahlen wird Initiator Landrat Graf Platen zum Vorsitzenden gewählt. Für den Distrikt Bornhöved wird Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee zum Distriktsvorsteher gewählt.
10.02.1897
Abgabetermin der Ernteertragsmeldungen für 1896 durch die Gemeindevorsteher an die Amtsvorsteher, die wiederum eine Woche Zeit haben, die gesammelten Meldungen beim Landratsamt vorzulegen.
12.02.1897
Der Pferdezuchtverein für den Kreis Segeberg möchte sich auf einer landwirtschaftlichen Ausstellung in Hamburg präsentieren. Zur Vorbereitung stellen alle möglichen Aussteller des Vereins beim Segeberger Gastwirt Petersen jun. ihre Tiere einer Vereinskommission vor.
13.02.1897
Auf der Versammlung des Lehrervereins Bornhöved und Umgebung referiert Lehrer Mohr aus Tensfeld im Gasthof Zur Post (Rauert, Bornhöved, Anmerkung) über die „Erziehung zur Wahrhaftigkeit“. Dabei geht er insbesondere auf die Behandlung der Lüge bei Kindern ein. Diese solle man nach ihren Ursachen beurteilen, die es zu bekämpfen gilt. Organist Reimers wird wieder zum Vorsitzenden des Lehrervereins gewählt.
05.03.1897
Der Bund der Landwirte, die politische Bewegung der Landwirtschaft, hält in Oldesloe eine Hauptversammlung ab, zu der alle Landwirte und deren Freunde aus Hamburg und Lübeck, den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Stormarn und Segeberg eingeladen sind.
12.03.1897
Der Bund der Landwirte verstärkt seine Präsenz durch weitere Versammlungen im Kreis Segeberg. Schon am 11.03.1897 in Kaltenkirchen und nun in der Stadt Segeberg stellt der Kreisvorsitzende Hüttmann aus Kaltenkirchen ein Mitglied des Bundesvorstandes vor. Dieser referiert über die umfangreichen (politischen) Aufgaben und Ziele des Bundes.
15.03.1897
Die Maul- und Klauenseuche auf Perdoel wird für erloschen erklärt. Zugleich erklärt das Landratsamt zu Plön den Kreis Plön für seuchenfrei.
21. und 22.03.1897
Im ganzen Deutschen Reich wird der 100. Geburtstag Kaiser Wilhelms I. gefeiert, der in den Anzeigen für die Feierlichkeiten auch den Beinamen „Der Große“ erhält. Auch in Bornhöved gibt es ein großes Fest. Es beginnt mit einem gemeinschaftlichen Kirchgang. Um 16 Uhr tritt der Festzug durch den reich geschmückten Ort an. Daran beteiligen sich die Kampgenossen von 1848/51 sowie 1870/71, die Bornhöveder Gemeindevertretung und Feuer und die Schulen. Um 19 Uhr beginnt die Feier im Gasthof Zur Linde mit Festrede und Aufführungen. Dann beginnen in weiteren Bornhöveder Gasthöfen Festbälle. Am nächsten Tag gibt es Schulfeiern und einen abendlichen Kommers in Suhr’s Gasthof.
25.03.1897
Am 22.10.1896 beschloss der Kirchenvorstand Bornhöved, die Kirchenumlage (Kirchensteuer, Anmerkung) zur Hälfte von der Einkommenssteuer und zur anderen Hälfte von der Grund- und Gebäudesteuer abhängig zu machen. Das Königliche Konsistorium zu Kiel hat dem seine kirchenrechtliche, der Regierungspräsident zu Schleswig die staatliche (politische, Anmerkung) Genehmigung erteilt.
26.03.1897
Die Musterung der militärpflichtigen jungen Männer der Geburtsjahrgänge 1875/76 und früher aus den Gemeinden Bornhöved, Damsdorf, Schmalensee, Stocksee, Tarbek, Tensfeld, Nehms, Erfrade, Glasau, Grönwohld, Seedorf und Hornstorf, Travenort mit Travenhorst, Wensin mit Müssen sowie Muggesfelde findet in Schlamersdorf beim Gastwirt Beuck statt.
30.03.1897
Der Bienenzuchtverein Bornhöved und Umgebung wächst weiter an. Die Mitgliederzahl liegt nun bei 46, die der Völker bei 848. Vom in Hannover ansässigen Hauptverein der Bienenzüchter erhält der Bornhöveder Lokalverein 20 Mark für Imkereizwecke.
01.04.1897
Zur Verdevormusterung in Bornhöved werden aus den Gemeinden Stocksee, Kuhlen, Rickling, Tensfeld, Damsdorf, Daldorf, Alt-Erfrade, Gönnebek, Schmalensee, Tarbek und Bornhöved 430 Tiere vorgeführt. Die Musterungskommission, der die Schmalenseer Hufner Suhr und Saggau (Amtsvorsteher) angehören, befindet 107 Tiere als „für militärische Zwecke tauglich“.
03.04.1897
Pastor Voß nimmt im Gottesdienst die Konfirmandenprüfung vor.
05.04.1897
Beim Bornhöveder Gastwirt Suhr findet die Frühjahrskontrollversammlung der Mannschaften der militärischen Reserve aus Bornhöved, Gönnebek, Schmalensee, Daldorf, Damsdorf, Rickling, Tarbek und Tensfeld sowie von den Gütern Alt-Erfrade, Kuhlen und Pettluis statt.
08.04.1897
Dem Landwirtschaftlichen Verein für Bornhöved und Umgebung ist von der Landwirtschaftskammer zum Ankauf von Zuchtebern ein Zuschuss von 100 Mark bewilligt worden.
11.04.1897
In der Kirche zu Bornhöved findet das Fest der Konfirmation statt.
14.04.1897
Der Kreditverein Bornhöved schließt das Berichtsjahr 1896 in Aktiva und Passiva mit 116.862,70 Mark ab. Der Verein hat 191 Mitglieder.
23.04.1897
Eine Verfolgungsjagd in der Umgebung Schmalensees findet mit dem Tod des Knechts Bünning aus Kalübbe ihr Ende. Bünning, der beim Hufner J. Saggau in Diensten steht, steht unter Verdacht, am 21.04.1897 in Dersau ein Feuer gelegt zu haben. Noch am selben Tag wird er verhaftet, kann aber während des Transports nach Ascheberg dem Polizeidiener entkommen. Bünning streift einige Tage ruhelos in der Gegend umher. Schmalenseer Knechten stiehlt er das Frühstück auf dem Feld. Sogar in Tensfeld wird er gesehen. Als ihn am 23.04.1897 ein Mädchen in der Scheune seines Kalübber Dienstherren bemerkt, muss er den Verfolgern querfeldein in Richtung Perdoel entfliehen. Gut 30 Mann sind ihm auf den Fersen und auf dem Gut schickt sich der Verwalter zu Pferde und in Begleitung der Arbeiter zur Teilnahme an der Hatz an. Bünning flüchtet über eine Wiese zum Stolper See und versucht, diesen zu durchschwimmen. Doch ein Schlaganfall macht seinem Leben ein Ende. Bünning wird tot aus dem Wasser gezogen.
24.04.1897
Vor dem Lehrerverein im Kirchspiel Bornhöved hält Lehrer Stüben aus Schipphorst mit der ersten Klasse der Bornhöveder Schule eine Lehrprobe zum „Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen“.
02.05.1897
Der Bienenzuchtverein für Bornhöved und Umgebung hält in seinem Vereinslokal beim Bornhöveder Gastwirt Wittorf seine Generalversammlung ab. Vom Hauptverein in Hannover ist eine Bibliothek überwiesen worden. Die Bücher werden unter den Mitgliedern verteilt.
06.05.1897
Der Lehrer Zernotzki feiert sein 25-jähriges Amtsjubiläum an der Stolper Schule. Aus diesem Anlass schenken ihm die Mitglieder des Lehrervereins Bornhöved und Umgebung das fünfbändige Werk „Studienköpfe“ von La Marn.
07.05.1897
Der Landwirtschaftliche Verein für Bornhöved setzt sich, wie auch der Kreisverein, mit dem Verfahren der Pasteurisierung, der Erhitzung von Magermilch für das Jungvieh zur Verhinderung der Übertragung von Tuberkuloseviren, auseinander. Nach Auffassung der Mitglieder ist das Verfahren sinnvoll, eine gesetzliche Regelung sei aber gerade deshalb nicht notwendig. Vielmehr wird auf Freiwilligkeit seitens der Milchproduzenten und Meiereien gesetzt, die 600 bis 700 Mark teuren Anlagen zu finanzieren.
Nachdem bereits verschiedene Zuchteber durch den Verein beschafft worden sind, will man nun zwei Schweizer Ziegenböcke ankaufen.
22.05.1897
Auf dem Hof Perdoel wird ein Dienstmädchen wegen des Verdachts auf Kindsmord verhaftet. Die junge Frau soll die Kinderleiche in Asche verscharrt haben.
22.05.1897
Der Bund der Landwirte vertreibt aufgrund des 80. Geburtstages des Fürsten von Bismarck preiswerte Zigarren mit einer Abbildung des dem Fürsten gewidmeten Ehrenschildes.
25.05.-01.10.1897
Da der Segeberger Gendarm Gottschalk abkommandiert ist (es ist üblich, aus dem Inland in der Erntezeit Gendarmen nach Fehmarn zu kommandieren, wo sich viele Erntehelfer aufhalten, Anmerkung), muss der berittene Gendarm Osthus aus Bornhöved in diesem Zeitraum zusätzlich die Orte Fehrenbötel, Negernbötel und Radesforde bestreifen.
26.05.1897
Die Mitglieder des Militärvereins Bornhöved und Umgebung wählen den Postverwalter Totz als Nachfolger des Kaufmanns Dohse in das Amt des Vorsitzenden. Beschlossen wird, die Vereinsveranstaltungen nicht ausschließlich im Vereinslokal stattfinden zu lassen, sondern auch bei den anderen Wirten, die Mitglied im Militärverein sind, einzukehren.
26.05.1897
Die Delegiertenversammlung des Segeberger landwirtschaftlichen Kreisvereins beschließt die Bildung eines Haftpflichtvereins für den Kreis Segeberg. Die anwachsende Mitgliederschaft (durch den Beitritt der landwirtschaftlichen Bezirksvereine, Anmerkung) versichert sich gegenseitig gegen Sach- und Personenschäden. Außerdem werden die Mitgliedsbeiträge im Kreisverein festgesetzt: Betriebe unter 10 Hektar zahlen jährlich 50 Pfennig, Betriebe über 10 Hektar 1 Mark.
29.05.1897
Als am Abend die Bornhöveder Meiereigehilfen Kahl und Hansen einen Schmiedegesellen nach Schmalensee begleiten, werden sie auf halbem Wege von fünf Schmalenseer Knechten ohne Veranlassung angegriffen und mit „Knitteln“ malträtiert. Auch das Messer ist im Spiel – Kahl wird in den Rücken gestochen. Während Hansen schon vorher entkommen kann, schleppt sich der nicht lebensgefährlich verletzte Kahl zurück nach Bornhöved.
Am 08.10.1897 kommt es vor dem Schöffengericht zu Segeberg unter Amtsrichter von Harten zum Prozess gegen die Schmalenseer. Diese, so wird festgestellt, hätten den Streit mit den Bornhövedern begonnen da sie befürchteten, man wolle ihnen die Mädchen in Willingshöfen abspenstig machen. Die angetrunkenen Knechte aus Schmalensee hätten vor allem den Meiereigehilfen arg verprügelt, sogar mit Knüppeln. Und nur, weil er Bornhöveder war, wurde er sogar mit dem Messer gestochen. Die Delinquenten zeigen sich geständig. Nur die Messerattacke will niemand auf sich nehmen. Während der Amtsanwalt zwei Monate Haft für die zwei Hauptanstifter und jeweils vier Wochen für die übrigen Raufbolde fordert, will das Gericht aufgrund der Jugend Mildewalten lassen: Der Hauptanstifter erhält vier, der mutmaßliche Messerstecher zwei Wochen Gefängnis. Die übrigen drei Angeklagten werden zu 30 Mark Strafe bzw. zehn Tage Haft verurteilt.
10.06.1897
Aus Staats- und Provinzialfonds erhält das Amt Bornhöved für das Rechnungsjahr einen Zuschuss in Höhe 429,47 Mark. Grundlage der Zuweisung ist die Bevölkerungszahl bei der Volkszählung 1895: 1.414 Personen lebten damals im Amt.
17.06.1897
Erster Termin zur Ablieferung durch die Gemeinden erhobener Staatssteuern und Renten an die Königliche Kreiskasse in Segeberg. Neben Schmalensee gilt dieser erste Termin im Rechnungsjahr 1897/98 für Bornhöved, Stocksee, Tarbek, Damsdorf, Tensfeld, Erfrade, Daldorf, Kuhlen, Gönnebek, Rickling, Fehrenbötel, Heidmühlen, Wahlstedt, Fahrenkrug, Schackendorf, Negernbötel und Hamdorf. Die weiteren Termine sind der 15.09. und 15.12.1897 sowie der 16.03.1898.
17.06.1897
Aufgrund ihres prognostizierten Steueraufkommens von 2.755,50 Mark im Haushaltsjahr 1897/98 muss die Gemeinde Schmalensee eine Kreisumlage in Höhe 413,33 Mark leisten.
19.06.1897
Der Landwirtschaftliche Verein für Bornhöved und Umgebung unternimmt eine Ausfahrt zur landwirtschaftlichen Ausstellung in Hamburg. Zum Programm, das u.a. Schmalensees Gastwirt M. Suhr mit ausgearbeitet hat, gehört auch ein Besuch im neuen Hamburger Freihafen und die Besichtigung eines amerikanischen Auswandererschiffes.
24.06.1897
Gegen 16 Uhr bricht in der Bornhöveder Windmühle am Teich Feuer aus. Die umliegenden Feuerwehren eilen den Bornhöveder Kameraden zu Hilfe. Die Spritzen aus Schmalensee, Gönnebek und Damsdorf können sich an der Rettung umliegender Gebäude beteiligen, die Mühle ist verloren. Die Spritzen aus Belau, Ruhwinkel und Schönböken kommen nicht mehr zum Einsatz.
10.07.1897
Neu approbierter Tierarzt in Bornhöved ist Herr Wulff.
11.07.1897
Da Pastor Voß bis zum 27.07.1897 seinen Urlaub auf der Insel Rügen verbringt, vertritt ihn in der Gemeindearbeit Pastor Petersen aus Wankendorf. Den Gottesdienst leiten weitere Pastoren bzw. an diesem Sonntag der Inspektor des Predigerseminars in Preetz, Schröder.
18.07.1897
Den Sonntagsgottesdienst in der Kirche zu Bornhöved hält Pastor Lamp aus Plön. Die Kollekte ist für die Heidenmission bestimmt.
18.07.1897
In Leezen findet das Kreisfeuerwehrfest statt. Auch die Wehren des Amtes Bornhöved sind mit Abordnungen zugegen. Der Kreisvorsitzende Severin aus Fahrenkrug leitet die 5. Delegiertenversammlung des Kreisverbandes, der 38 Freiwillige Feuerwehren mit 1.155 Mitgliedern zählt. Angesichts der Verantwortung von Flurschäden durch die Führer bei Einsätzen wird eine dringende Klärung der Haftpflichtfrage angestrengt. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Außenwirkung der Feuerwehren gelegt, um diese attraktiv für neue Mitglieder zu machen. Übungen, das Kreisfeuerwehrfest und ähnliche Veranstaltungen auf Ebene der Ämter sollen dazu beitragen.
25.07.1897
Den Gottesdienst in der Kirche zu Bornhöved hält der Pfarramtskandidat Henning aus Plön.
07.08.1897
Im Segeberger Hotel Germania findet eine Versammlung der Delegierten des Segeberger landwirtschaftlichen Kreisvereins statt. Der Vorsitzende des Kreisvereins, Landrat Graf Platen, gibt seinen Geschäftsbericht. Demnach sind dem Kreisverein sechs Bezirksvereine mit zusammen 630 Mitgliedern. Außerdem haben sich dem Kreisverein sechs Zuchtvereine mit zusammen 441 Mitgliedern angeschlossen (wobei Überschneidungen in den Mitgliedschaften in den meisten Fällen vorausgesetzt werden dürften, Anmerkung). Den Mitgliedsvereinen sind bereits Subventionen seitens der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein zugebilligt worden, vorrangig für Zuchtmaßnahmen. Überhaupt wird das Zusammenwirken mit der Kammer sehr positiv empfunden.
Das „Margarine-Problem“ bestimmt einen Teil der Tagesordnung. Um sich im Rahmen der Selbsthilfe gegen das neue Produkt zu wehren, beschließen die Delegierten einen Boykott derselben zum Schutz des Absatzes der Butter. Weiterhin wird über zukünftig durchzuführende Tierschauen gesprochen. Es wird die Einrichtung einer Verkaufsstelle für Kunstdünger beschlossen und ein Haftpflichtverein für den Kreis Segeberg ist gegründet worden.
15.08.1897
In Bornhöved findet die lang erwartete und ursprünglich am 01.08.1897 vorgesehene Fahnenweihe des Militärvereins für Bornhöved und Umgebung statt. Die in Bonn gefertigte Fahne kostet 435 Mark, wovon die Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek 150 Mark übernommen hat. Außerdem werden dem Verein vier Fahnenägel gestiftet – vom Leezener, Plöner und Wankendorfer Militärverein sowie vom Bornhöveder Kampfgenossenverein von 1870/71. Der Segeberger Militärverein hat einen weiteren Nagel angekündigt.
Nach einem Empfang am Vormittag im Gasthof Zur Linde, dem Vereinslokal, findet auf der Petershöhe ein Feldgottesdienst mit Fahnenweihe und Konzert statt. Nach dem Essen soll es einen Ball geben. Schon am Sonnabendabend hat es einen Zapfenstreich gegeben.
17.08.1897
Nachdem die Schleswig-Holsteiner in großem Umfange den 100. Geburtstag ihres Kaisers Wilhelm I. gefeiert haben, rufen Patrioten des Landes dazu auf, auch des Herzogs Friedrich zu gedenken, der sich 1848 an die Spitze der Erhebung gegen Dänemark stellte. Ihm zu Ehren soll ein Denkmal errichtet werden. Beiträge dazu aus dem Kreis Segeberg werden durch das Büro des Landrates eingesammelt. In der Gemeinde Schmalensee werden 4,40 Mark gespendet. Die Bornhöveder bringen 14,70 Mark auf, die Gönnebeker 8,80 Mark.
21.08.1897
Aufgrund bisher ungünstiger Witterungsverhältnisse verlängert das Königliche Schulvisitatorium des Kreises Segeberg die Ernteferien der Schulkinder um eine Woche.
26.08.1897
Impftermin für die Gemeinde Schmalensee. Um 9.30 Uhr findet das Impfen im Schulhaus statt.
02.09.1897
Vor dem Berliner Kammergericht scheitert ein Gewerbetreibender aus Rendsburg, der gegen die Aufhebung der Sabbat-Ordnung durch den Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein vom 20.02.1896 geklagt hatte. Die dänische Sabbat-Ordnung vom 10.03.1840 wurde durch eine Polizeiverordnung über die äußere Heilighaltung der Sonn- und Feiertage ersetzt.
04.09.1897
Der Landwirtschaftliche Verein für Bornhöved und Umgebung beschließt den Ankauf von Kunstdünger auf genossenschaftlichem Wege über den Landwirtschaftlichen Kreisverein. Somit haben alle beteiligten Landwirte die Garantie guter Ware und eines guten Preises. Außerdem profitiert der Kreisverein durch Rabattbezug.
Die Ernte in Bornhöved und Umgebung, vor allem die Kartoffelernte, leidet unter anhaltender Nässe. Gut steht es um die Ernte des Buchweizens, dessen üppiges Stroh noch trocknen muss. Hafer erbrachte nur die Hälfte der Vorjahresernte.
08.09.1897
Ein Vorteil für die Mitglieder des im Februar gegründeten Pferdezuchtvereins für den Kreis Segeberg ist der Ankauf edler Zuchttiere durch den Verein für seine Mitglieder. Der erste Ankauf umfasst sechs Stutfohlen aus Ostfriesland, die für 250 bis 280 Mark pro Stück erstanden wurden. Abnehmer eines Tiers ist Hufner Schnoor in Schmalensee.
12.09.1897
Zur Fahnenweihe des Wankendorfer Militärvereins reist auch eine Abordnung des Militärvereins für Bornhöved und Umgebung. Sie übergibt einen Fahnennagel.
14.09.1897
In Schmalensee brennt gegen 21 Uhr das Wohnhaus des Hökers Schnohr nieder, ein altes, mit Stroh eingedecktes Gebäude. Auch die Freiwillige Feuerwehr aus Bornhöved nimmt an der Brandbekämpfung teil.
28.09.1897
Nachdem der in Bornhöved stationierte Gendarm einen Bettler verhaftet hat, muss er diesen zum Amtsvorsteher nach Schmalensee bringen. Unterwegs aber erklärt der Mann, müde zu sein und nicht weiter gehen zu können. Nach Versuchen, den Mann zum Weitergehen zu bewegen, weiß sich der Gendarm keinen anderen Ausweg: Er ruft einen Knecht von einem nahe der Chaussee gelegenen Gehöft herbei, der den müden Bettler mit der Schiebkarre nach Schmalensee befördert.
02.10.1897
An Krankheiten wurden in der Umgebung Schmalensees zuletzt in Damsdorf in einem Falle die Masern beobachtet. In Bornhöved trat epidemischer Keuchhusten auf und in Tensfeld gab es einen Fall von Typhus.
03.10.1897
In der Kirche zu Bornhöved wird das Erntedankfest gefeiert.
21.10.1897
Veteranen der Feldzüge von 1864, 1866 und 1870/71 wird zum Gedenken an Kaiser Wilhelm I. eine Gedenkmedaille verliehen. Die Gemeindevorsteher, vor allem aber die Krieger- und Militärvereine sind aufgefordert, den noch lebenden Veteranen bei der Beantragung behilflich zu sein.
03.11.1897
Der ehemalige Lehrer Peters stielt Schmalensees Lehrer Heinrich Göttsch eine Hose. Als auf das Klopfen von Peters niemand öffnet, entwendet dieser, der nun Arbeiter in Holtgast ist, die Hose und verschwindet. Göttsch nimmt mit einem Nachbarn, dem Schmied Dunker nach kurzer Zeit die Verfolgung über Damsdorf bis nach Tensfeld auf. Dort stellen sie den Dieb, der soeben im Begriff ist, dem dortigen Lehrer Mohr „einen Besuch abzustatten“. Göttsch und Dunker nehmen Peters die Hose wieder ab und bringen ihn zum zuständigen Amtsvorsteher Jürgens in Damsdorf.
Bereits am 11.11.1897 wird der Dieb dem Amtsrichter von Harten am Segeberger Schöffengericht vorgeführt. Nach Feststellung des Tatherganges fällt von Harten mit den Schöffen, dem Hufenpächter Molt aus Strenglin und dem Bornhöveder Lohgerber Hein, das Urteil: Vier Wochen Gefängnis, da der Angeklagte bereits wegen Diebstahls vorbestraft ist. Die einwöchige Untersuchungshaft wird angerechnet.
04.11.1897
Im Steuervoreinschätzungsbezirk 3 Bornhöved, der die Gemeinden Bornhöved, Gönnebek, Schmalensee, Stocksee, Damsdorf, Tarbek und Tensfeld umfasst, wird Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau aus Schmalensee zum Vorsitzenden der Voreinschätzungskommission für die Einkommenssteuer ernannt. Sein Stellvertreter ist Amtsvorsteher Jürgens aus Damsdorf. Gemeindevorsteher J. Harder ist gewähltes Mitglied der Kommission für Schmalensee, Hufner H. Harder sein Stellvertreter.
05.11.1897
Im Hause von Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau in Schmalensee findet um 11 Uhr die Wahl eines Kreistagsabgeordneten für den 1. Wahlbezirk der Landgemeinden statt. Der Schmalenseer Bevölkerung steht hierfür ein Wahlmann zu. Gewählt wird Hofbesitzer Behr aus Stocksee.
08.11.1897
Beim Bornhöveder Gastwirt Suhr findet die Herbstkontrollversammlung der Mannschaften der militärischen Reserve aus Bornhöved, Gönnebek, Schmalensee, Daldorf, Damsdorf, Rickling, Tarbek und Tensfeld sowie von den Gütern Alt-Erfrade, Kuhlen und Pettluis statt.
08.11.1897
Um 14 Uhr erwartet Amtsgerichtsrat Wulff aus Segeberg beim Bornhöveder Gastwirt Suhr die Mitglieder des Waisenrats im Kirchspiel Bornhöved. Die Vorsteher der Gemeinden Bornhöved, Schmalensee, Damsdorf, Tensfeld, Tarbek, Daldorf und Gönnebek behandeln allgemeine Fragen zur Arbeit der Waisenräte und die vorzunehmende Kontrolle bei gesetzlichen Vormundschaften.
17.11.1897
Der Buß- und Bettag ist gesetzlicher Feiertag geworden und wird fortan am ersten Mittwoch nach dem letzten Trinitatis-Sonntag begangen. Nach der Reichsgewerbeordnung kommt er den Sonntagen gleich, an denen eine fünfstündige Arbeitszeit zulässig ist. In der Kirche zu Bornhöved wird der erste Buß- und Bettagsgottesdienst um 10 Uhr von Pastor Voß gestaltet.
18.11.1897
In Heins Gasthof, dem Vereinslokal des Landwirtschaftlichen Vereins für Bornhöved und Umgebung, hören dessen Mitglieder den Vortrag des Wanderlehrers Dr. Tancré zum Thema Schweinemast.
18.11.1897
In Bornhöved und Umgebung wird der sozialistische „Norddeutsche Volks-Kalender für 1898“ verteilt.
25.11.1897
Der Gönnebeker Hufner Blöcker ist für das Jahr 1898 zum Schiedsmann für die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen im Amt Bornhöved ernannt worden.
01.12.1897
In großem Umfange verschafft sich die Regierung der Provinz Schleswig-Holstein einen Überblick über bestehende Gilden. Bis zum 01.12.1897 haben die Polizeibehörden (die Amtsvorsteher, Anmerkung) alle in ihren Bereichen tätigen Toten-, Vieh- und Hagelgilden zu erfassen und deren Statistik an den jeweiligen Landrat zu melden.
01.12.1897
Auf Beschluss des Bundesrates findet im Deutschen Reich eine allgemeine Viehzählung statt. Mit der Durchführung werden in den Landkreisen die Landratsämter beauftragt.
03. und 04.12.1897
Im Hause des Bornhöveder Gastwirts Suhr nimmt unter der Leitung der Amtsvorsteher Saggau (Bornhöved) und Jürgens (Stocksee) die Steuervoreinschätzungskommission die Voreinschätzung für 1898 vor.
07.12.1897
Die Landwirtschaftskammer der Provinz Schleswig-Holstein initiiert eine Vereinsstatistik: Alle landwirtschaftlichen Kreis- und Bezirksvereine sowie alle der Kammer angeschlossenen „Spezialvereine“ – Pferdezucht-, Obst- und Gartenbau-, Geflügelzucht-, Bienenzucht- und Fischereivereine – haben entsprechende Formulare auszufüllen.
11.12.1897
In Segeberg hält der Pestalozzi-Verein für den Kreis Segeberg seine Generalversammlung ab. Der im Aufblühen befindliche Verein ist durch seine Mitglieder in allen Ämtern des Kreises anzutreffen. Im Kirchspiel Bornhöved sind es drei Mitglieder. Zu den Aufgaben des Vereins gehört u.a. die Unterstützung von Lehrerwitwen.
13.12.1897
Unter dem Vorsitz des Amtsrichters von Harten tagen die Waisenräte des Kreises Segeberg. Inhaltlich setzt sich die Versammlung mit Fragen des Vormundschaftsrechts und der Stellung der Waisenräte auseinander. Das Amt des Waisenrates ist das Gemeindeamt. Vor dem Vormundschaftsgericht kommt ein Vorschlagsrecht des betreffenden Waisenrates dann zum Tragen, wenn keine gesetzlich als Vormund in Frage kommenden Personen vorhanden sind. Über die Eignung dieser Personen wiederum entscheidet auch der Waisenrat.
30.12.1897
Organist Reimers wird vom 01.01.1898 an einen dreimonatigen Urlaub zur Wiederherstellung seiner angeschlagenen Gesundheit antreten.
31.12.1897
Im abgelaufenen Quartal ist in Schmalensee epidemischer Keuchhusten aufgetreten.
31.12.1897
Die Statistik der Kirchengemeinde Bornhöved sagt aus, dass im abgelaufenen Jahr 99 Kinder im Kirchspiel getauft wurden. 76 Personen starben, 34 Ehen wurden geschlossen. Konfirmiert wurden 38 Knaben und 37 Mädchen.