Teilen auf Facebook   Teilen auf X   Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

September-Meldungen der älteren und jüngeren Vergangenheit aus Schmalensee und Umgebung – Teil 1

Schmalensee, den 01. 09. 2024

Auch im Jahr 2024 werfen wir den Blick zurück in die Geschichte unseres Dorfes und seiner Umgebung. Alte Zeitungen geben Aufschluss über längst vergessene Geschehnisse und bieten Gelegenheit für Erinnerungen. Quelle dieser Sammlung ist das Archiv der Segeberger Zeitung. Bildmaterial aus Familienalben rundet die Beiträge mitunter ab.

Für die treue Leserschaft in Schmalensee und darüber hinaus werden wir in jedem Monat die historischen Meldungen zweigeteilt veröffentlichen – immer am 1. und am 15. Tag, um ihr ein Mehr an geschichtlicher Unterhaltung zu bieten. Hier der erste Teil für den Monat September.

 

Ende einer Institution vor 120 Jahren: Die Meiereigenossenschaft Schmalensee hat zum 1. September 1904 ihren Vertrag mit dem Milchfuhrmann D. (Detlef) Lembke aufgekündigt. Seit 1900 brachte Lembke Meiereiprodukte aus Schmalensee täglich nach Bornhöved zum Verkauf. Auf dem Rückweg brachte er die allseits begehrte „Gelegenheitspost“ mit. Gerade dieser Einrichtung in Person Lembkes wird laut Segeberger Kreis- und Wochenblatt nun nachgetrauert. 

Detlef Lembke, eigentlich Johann Detlef, ist auch in der 1889 von ihm mitgegründeten Freiwilligen Feuerwehr Schmalensee aktiv. Diese hat ihn 1898 zum „Führer der Spritzenmannschaften“ gewählt. Als solcher ist er automatisch der Stellvertreter des Hauptmanns der Wehr (und das noch bis 1910), also stellvertretender Gemeindewehrführer, wie es heute heißt. 

 

Die Geisteshaltung der „Heimatzeitung“ vor 100 Jahren: Das Segeberger Kreis- und Tageblatt erinnert in einer Notiz am 2. September 1924 an den früher an diesem Tag gefeierten Sedantag, an dem der Sieg über Frankreich 1870/71 gefeiert wurde: „Eine Gedächtnisfeier für den 2. September 1870 findet seit geraumer Zeit nicht mehr statt, und die Ereignisse von 1914-1918 sind mit ehernem Schritt dann dazwischen getreten. Aber die Erinnerung an Sedan, an die große Zeit, die wir mit Recht den deutschen Volksfrühling nennen dürfen, kann nichts und niemand auslöschen, die ist zu fest in die deutschen Seelen eingeprägt. Und nichts kann auch unsern Dank an die Männer beseitigen, die Deutschland groß gemacht haben. Von den Führern im Felde und in der Politik lebt niemand mehr, aber von den Veteranen jenes Tages weilen erfreulicherweise noch eine ganze Zahl unter uns. Mögen sie einen Wiederaufstieg des Vaterlandes erleben, der ihre letzten Jahre verschönt!“

 

Schleswiger Husaren vor 145 Jahren in Schmalensee: Im Zuge der Herbstübung der 18. Kavalleriebrigade kommt es im Kirchspiel Bornhöved zu Einquartierungen. Schmalensee beherbergt im Zeitraum 1. bis 7. September 1879 zwei Drittel einer Eskadron des Schleswig-Holsteinischen Husaren-Regiments Nr. 16. Der offizielle Name des im Schloss Gottorf in Schleswig kasernierten Verbandes lautet seit 1872 „Husaren-Regiment Kaiser Franz-Joseph von Österreich, König von Ungarn (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 16. Es bildet mit den Wandsbeker Husaren (15. Regiment) die 18. Brigade. In Schmalensee müssen Anfang September 1867 zwei Offiziere und 75 Mannschaften mit 83 Pferden untergebracht werden. Das dritte Drittel liegt damals in Tarbek. Am 22. September 1879 liegt das Regiment noch eine weitere Nacht in Teilen des Kirchspiels, aber nicht wieder in Schmalensee.

 

Ein Feuer mit Folgen vor 155 Jahren: Ein heftiges Feuer vernichtet laut Segeberger Kreis- und Wochenblatt im benachbarten Bornhöved am 5. September 1869 mehrere Gebäude und darin zum Teil gelagerte Erntevorräte. Ein zwölfjähriger Junge, vier Pferde und acht Schweine kommen in den Flammen um. Beim Versuch, Gegenstände aus einem Haus zu retten, erleiden vier Personen teilweise schwere Verbrennungen. Es ist nicht das erste Feuer solcher Art in Bornhöved und andernorts und eine schon lange getroffene Maßnahme soll nun zur konsequenten Anwendung kommen: Als Reaktion auf jüngste Brände wird für die Gemeinde Bornhöved das Verbot vom 20. September 1867 bestätigt, Neubauten mit einer „weichen Bedachung“ zu versehen. Heißt: Der Bestand kann weiter „weich“, also mit Reet oder Stroh, gedeckt sein. In Schmalensee werden 1885 unter anderem deshalb 18 Gebäude niederbrennen, weil sie weich gedeckt sind.

 

Ein Ehrenkreuz auch für Schmalenseer Frontkämpfer: Millionen deutscher Männer werden in den Jahren 1914 bis 1918 in den Krieg geschickt. Von denen, die ihn überleben, trägt längst nicht jeder eine Auszeichnung wie das „Eiserne Kreuz“. Nach Festigung ihrer Macht sorgen die Nationalsozialisten durch Verordnung vom Juli 1934 dafür, dass sogenannte „Frontkämpfer“ eine Auszeichnung, das Ehrenkreuz, nach Beantragung erhalten können. Damit soll es ihnen gelingen, die zahlreichen Veteranen des Ersten Weltkriegs für sich einzunehmen. Am 5. September 1934, vor 90 Jahren, wird die Verleihungsurkunde, eher ein Formblatt, unter anderem im Segeberger Kreis- und Tageblatt präsentiert. Die Familie Behrend in Schmalensee hat eine solche Urkunde in ihrer Erinnerungskiste: Am 26. März 1935 stellte der Segeberger Landrat für den Kriegsteilnehmer Johannes Behrend die Urkunde zur Verleihung des Ehrenkreuzes für Frontkämpfer aus. 

 

Tragischer Tod zweier Husaren in Bornhöved: Am 7. September 1879, vor 145 Jahren, kommen bei einem Feuer in Bornhöved zwei dort einquartierte Husaren ums Leben. Bernhard Franz Braun, geboren im preußischen Mehlsack (bei Königsberg), und Wilhelm Heinrich Kramper aus Garbek, beide 1857 geboren, gehören dem Schleswig-Holsteinischen Husarenregiment Nr. 16 an, das regelmäßig auf der Gönnebeker Heide übt. Am frühen Morgen des besagten Tages bricht Feuer im Gehöft des Halbhufners Bedei aus und greift schnell um sich. Kramper bemerkt das Feuer zu spät und kann nur mit schweren Verbrennungen geborgen werden. Braun hingegen begibt sich wissentlich in Gefahr: Er will einen Sattel aus dem Haus holen, da stürzt das Dach ein und begräbt ihn unter sich. Er wird tot geborgen und am 9. September auf dem Friedhof der Nachbargemeinde bestattet. Wenige Tage nach dem Brand stirbt auch Kramper – laut Segeberger Kreis- und Wochenblatt „unter schrecklichen Schmerzen“. Das Regiment errichtet für beide einen noch heute auf dem Friedhof befindlichen Gedenkstein. 

 

NATO-Manöver in der Region: Unter dem Namen „Bold Guard“ findet im September 1974, vor 50 Jahren, in Schleswig-Holstein ein großes NATO-Manöver statt. 26.000 deutsche, jeweils 7000 dänische und britische sowie 200 amerikanische Soldaten üben mit rund 10.500 Fahrzeugen, berichtet die Segeberger Zeitung am 7. September 1974. Kerngebiet ist der Raum Flintbek – Kellinghusen – Bad Segeberg – Damsdorf. Bis 20. September soll das Manöver beendet sein, an dem auch das Panzergrenadierbataillon 182 aus Bad Segeberg teilnimmt. Binnen drei Monaten müssen von Kommunen, Landwirte und andere Betroffene Manöverschäden gemeldet werden. 

 

Ungewöhnliche Hürden für Tierzüchter im „Dritten Reich“: In Bad Segeberg findet am 8. September 1934, vor 90 Jahren, eine Kreisjungviehschau statt. Die verschiedenen Zuchtvereinigungen für Pferde, Rinder und Schweine beteiligen sich daran. Es ist die erste Tierschau nach neun Jahren. An eine Kreistierschau früherer Art jedoch ist nicht zu denken, die Kosten bzw. finanziellen Risiken erscheinen zu hoch: „Weil aber der Reichsnährstand zu Schauen aller Art in den Kreisen keine Zuschüsse gewährt und auch keine Garantiesummen übernimmt, auch die Mittel der aufgelösten landwirtschaftlichen Kreis- und Bezirksvereine an sich genommen und die Konten gesperrt hat, ist an die Abhaltung einer Kreistierschau nicht zu denken […].“ (Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 01.06.1934) Die Risiken einer Jungviehschau erscheinen den Vorständen der Züchtervereinigungen jedoch als gering. Eine gemeinsame Sitzung der Zuchtvereine Ende Mai unter dem Vorsitz von Heinrich Harder aus Schmalensee, der dazu durch den Kreisbauernführer ermächtigt wurde, hatte die Weichen gestellt. 

 

Feuer in Belau vor 115 Jahren: Gegen 23 Uhr bricht am 10. September 1909 im benachbarten Belau Feuer in einer Zweiwohnungskate des Hufners Banck aus. Die durch die Schreie eines Kindes alarmierten Bewohner können nur ihr nacktes Leben retten. Die Kate brennt total nieder. Neben der Belauer Feuerwehr eilen auch die Wehren aus Bornhöved, Schmalensee und Kalübbe hinzu. Wegen Wasserknappheit am Einsatzort können aber nicht alle Spritzen zum Einsatz kommen. 

 

Verlustlisten werden regelmäßige Lektüre: September 1914, Erster Weltkrieg. Immer mehr Männer sind „im Felde“ und die Angehörigen hoffen, ihre Namen nicht auf den Verlustlisten wiederzufinden. Diese Listen werden im Armee-Verordnungsblatt abgedruckt, liegen dem Deutschen Reichsanzeiger in der Regel bei, werden an festgelegten Orten ausgehängt oder in Behörden ausgelegt und es finden sich auch immer wieder Auszüge in den Tageszeitungen, die auch in kleinen Meldungen darauf hinweisen, dass jemand verwundet, vermisst oder gefallen ist. Anfangs, als man noch von einem schnellen Ende des Krieges ausgeht, werden solche Auszüge kunstvoll gestaltet und vom Landrat abgezeichnet. So auch der am 10. September 1914, vor 110 Jahren veröffentlichte Auszug aus der Verlustliste Nr. 21 zum Musketier Wilhelm Lembke aus Schmalensee, Angehöriger des III. Bataillons (Stade) des Infanterieregiments Nr. 75, der als „leicht verwundet“ geführt wird. 

(Der Fortgang des Krieges wird zeigen, dass die Zahl der Listen immer größer und die der darin enthaltenen Namen immer umfangreicher wird. Auch werden das Papier knapper und die Druckqualität schlechter werden. Noch bis ins Jahr 1919 werden Verlustlisten veröffentlicht werden, die zum Teil Aufschluss über das Schicksal von Soldaten geben werden, die zum Beispiel als vermisst galten, nun aber aus Gefangenschaft heimgekehrt sind, deren Tot bestätigt oder gerichtlich erklärt worden ist.)

 

Auf Bornhöveds Straßen und Feldern vor 100 Jahren: Der Bornhöveder Berichterstatter an das Segeberger Kreis- und Tageblatt berichtet in der Ausgabe am 10. September 1924 über seine aktuellen Eindrücke aus dem Ort: „Nach langen Regentagen hat sich das Wetter aufgeklärt, so dass es auf den Feldern und Landstraßen ein reges Treiben gab. Autos, Motorräder jagten von früh bis spät durch unsern Ort, so dass es auf den Chausseen nicht mehr ganz sicher war, dazwischen kamen die Erntewagen mit ihrer schweren Last, da die Landleute sich jetzt regen müssen um die Ernte zu bergen und das Land wieder bestellen zu können, bevor der Winter naht. Auch konnte man viele Jäger auf den Feldern sehen, die den Rebhühnern nachstellen. Die Hühner scheinen auch durch die ungünstige Witterung gelitten zu haben, denn das Jagdergebnis soll sehr bescheiden sein.“ 

 

Geldschrank wird zur Herausforderung: Die Spar- und Leihkasse für Bornhöved, Schmalensee und Gönnebek in Bornhöved verfügt laut Segeberger Kreis- und Wochenblat vom 11. September 1904, also vor 120 Jahren, über kein eigenes Gebäude. Ihr Geschäftslokal befindet sich im Bornhöveder Gasthaus Zur Linde. Dieser Tage trifft ein neuer, gut 40 Zentner schwerer Geldschrank, geliefert von der Magdeburger Firma Petzold, in Bornhöved ein. Seine Aufstellung im Gasthof ist entsprechend mit Schwierigkeiten verbunden.

 

CDU vorn bei der Landtagswahl vor 70 Jahren: Den Wahlvorstand der Gemeinde Schmalensee zur Landtagswahl am 12. September 1954 bilden Bürgermeister Heinrich Hamann als Wahlleiter, Arthur Masch als sein Stellvertreter, Lehrer Wilhelm Stüben als Schriftführer (Stellvertreter Willi Wulf sen.) sowie Helmuth Saggau, Johannes Behrend und Hermann Cornehls. 249 gültige von möglichen 289 Stimmen werden gezählt. Davon entfallen auf die CDU 112, SPD 83, Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (sogenannter Gesamtdeutscher Block) – BHE 26, FDP 18, Schleswig-Holstein-Block – SHB 6, KPD 3 und Deutsche Reichspartei – DRP 1 Stimme. Für den Bund der Deutschen werden in Schmalensee keine Stimmen gezählt, kreisweit liegt die Zustimmung bei deutlich unter 200 Stimmen je Wahlkreis. 

 

Den Kaiser weiter ehren ist erlaubt: Im Segeberger Vereinsgewerbehaus findet am 15. September 1919, vor 105 Jahren, der Kreiskriegerverbandstag statt. Der Geheime Regierungsrat Dr. Ilsemann, der Vorsitzende des Kreisverbandes (und Landrat des Kreises Segeberg), vermeidet Äußerungen zum unerwarteten Ausgang des Krieges, weist aber auf das ehrende Andenken hin, dass man dem Kaiser weiter entgegenbringen dürfe. Als neue große Aufgabe der Kriegervereine wird neben der Kameradschaftspflege die Fürsorge gegenüber Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen genannt. Eine Aufgabe, die man nicht dem Reichsbund der Kriegsbeschädigten allein überlassen dürfe, mit dem ein Zusammenschluss auf Reichsebene aus parteipolitischen Gründen jüngst gescheitert ist. Der Reichsbund agitiere gemeinsam mit Sozialdemokraten gegen die Kriegervereine. (Die Meldung macht den Gegensatz zwischen konservativen und republikanischen Kräften deutlich, die nicht nur in diesem Themenfeld jeweils eigene Organisationen gründen, die eigentlich dieselben Ziele verfolgen. Ganz gravierend wird sich das in der Landwirtschaft äußern.)

 

 

Bild zur Meldung: Wilhelm Lembke, verwundet, in der Verlustliste, SKTB 12.09.1914

Fotoserien


Historisches 2024-09-01 (27. 08. 2024)

Kontakt
 

Gemeinde Schmalensee

Bürgermeister

Dirk Griese
Dorfstr. 18
24638 Schmalensee

 

Tel.: (04323) 6253
E-Mail:

 

 

 

 

 

 
 
Veranstaltungen
 
 
 
Wetteraussichten