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Trappenkamp war mal wieder eine Holsteinseen-Wanderung wert

13. 08. 2024

Schon zum achten Mal hat der Tourismusverein Holsteinseen eine historische Ortsbegehung in Trappenkamp veranstaltet. Und keine ist wie die anderen. Wer schon mehrmals dabei war, erlebte auch dieses Mal Neues oder erfuhr eine noch nicht gekannte Anekdote. „Fremdenführer“ Reinhard Bronsert kennt sich nun mal sehr gut aus und fügt seinem Wissen stets Neues hinzu. 

 

Treffpunkt am 10. August war der „Museumsbunker“, wo Holsteinseen-Vorsitzender Jürgen Bucksch aus Schmalensee 25 Teilnehmende begrüßen konnte. Das Wetter sprach dafür, vor der neuen Rampe für einen barrierefreien Zugang erst einmal einen historischen Abriss durch Reinhard Bronsert zu erhalten, ehe das abwechslungsreiche Interieur des Bunkers, der eigentlich nur ein Lagerhaus mit festem Dach war, begutachtet wurde. 

 

Trappenkamp, benannt nach einem Flurstück des benachbarten Tarbek, war zunächst preußischer Truppenübungsplatz, dann staatliche Aufforstungsfläche, auf der, gut getarnt, von den Nationalsozialisten ein Marienesperrwaffenarsenal, also eine Munitionsfabrik, errichtet wurde. Im Mai/Juni 1945 wollten erst deutsche, danach britische Militärs die Anlage sprengen, doch es war der damalige deutsche Kommandant, der zweimal eine Zerstörung verhindern und so die Ansiedlung von Flüchtlingen ermöglichen konnte. „Der 17. Juni 1946 ist das eigentliche Geburtsdatum von unserem Trappenkamp“, verriet Reinhard Bronsert. An jenem Tage wurde der schon unterzeichnete Sprengbefehl durch das britische Militärkommando zerrissen.

 

Die nun angesiedelten Menschen aus den sogenannten „verlorenen deutschen Ostgebieten“ bauten ihr Trappenkamp dann zur Wohn- und Industriegemeinde auf. Letzteres war möglich, weil ganze Firmen und Erwerbszweige mitgebracht wurden – zumindest in Manpower und Know-How bemessen. So wuchs in Trappenkamp rasch eine für unsere Region einzigartige Glasindustrie. 

 

Auch Kirchen wurden errichtet. Die katholische, die heute im Ort steht, sogar zweimal – die erste war bald schon zu klein geworden. Die evangelisch-lutherische Friedenskirche durfte die Besuchergruppe auf ihrer Ortsbegehung besuchen und die einzigartige Architektur – so völlig anders als in der altehrwürdigen Bornhöveder Vicelin-Kirche – auf sich wirken lassen. 

 

Noch heute sind im Ortsbild Reste der alten Marine-Fabrik, des Arsenals zu erkennen. An einigen Zeitzeugen, die bis heute genutzt werden, führte die Wanderung vorbei. Dabei war zu erfahren, das es sich gar nicht wirklich um „Bunker“ handelt, sondern nur um Lager- und Montagehäuser mit festen Dächern. Die Seitenwände waren in Ziegelbauweise so gestaltet, dass sie bei einem Unfall, der stets zur Explosion der Seeminen, Torpedos und Sprengstoffe hätte führen können, dem Druck weichen mussten. Begründung: Die ganze Anlage sollte unter Bäumen unerkannt bleiben, die grün gestrichenen Dächer mussten unbedingt auf stabilen Trägern stehen bleiben. Das mit der Tarnung ging auf: Die Lage Trappenkamps wurde nur durch Mitteilung an die britischen Besatzungstruppen diesen bekannt. 

 

Die „weichen Wände“ hatten auch den Vorteil, die Anlage bewohnbar zu machen. Tür- und Fensteröffnungen ließen sich recht leicht schaffen. „Und Tischlereien aus Bornhöved und Schmalensee hatten ordentlich zu tun, Türen und Fenster herzustellen“, so Reinhard Bronsert. „Nur in den Dächern Öffnungen für Schornsteine oder gar Oberlichter zu schaffen, war sehr schwierig.“

 

Auch auf dem Areal der Erlebnisschmiede der Familie Tischler, sind viele Spuren der Vergangenheit zu erkennen. Die Werk- und Ausstellungsräume waren früher Transformatorenhaus des Arsenals und Kohleschuppen der darin fahrenden Schmalspurbahn. Kurt und Sohn Gerald Tischler erzählen aus ihrer Familiengeschichte, die ein ganz eigenes Kapitel der Trappenkamper Historie bedeutet.

 

Gerald Tischler ermöglichte zudem Einblicke in sein Unternehmen Nordsteel – Wasserschneiden, Schmiede und Metallwerkstatt. 

 

Fotos: Christian Detlof

 

Bild zur Meldung: Mit stolzem Blick begrüßt die Flüchtlingsfrau im Museumsbunker Trappenkamp

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Trappenkamp (13. 08. 2024)

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