Waldwanderung 2024: Altbekanntes neu erlernt und eine sehr schmackhafte Erinnerung
Irgendwie beginnen und verlaufen die vom Tourismusverein Holsteinseen veranstalteten Waldwanderungen mit Dierk Hamann in Schmalensee ja immer sehr ähnlich: Treffen und Smalltalk am Beginn des Waldwegs, auf dem Weg gefühlte Stopps an jedem zweiten Grashalm und die innere Fragestellung, ob der Wald überhaupt erreicht werden wird. Aber es ist nun mal so, dass der Naturführer jedes Mal so viel Wissenswertes und Spannendes zu berichten hat, dass man kaum von der Stelle kommt. Und das ist auch der Besonderheit dieses Weges geschuldet.
Denn beim Waldweg, der von der Belauer Straße abzweigt, in und durch den sogenannten Bauernwald führt und in Belau endet, handelt es sich nicht um den üblichen Feld- oder Wirtschaftsweg, wie es etliche in der Schmalenseer Feldmark gibt. Hier rollt fast gar kein motorisierter Verkehr, hier sind die Abstände zu intensiv genutzten Flächen groß genug, dass die Flora kaum Einträgen von Düngern und Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt ist.
Dierk Hamann, nach eigenen Worten zu Beginn der zweistündigen Wanderung, an der sich fast 20 Interessierte beteiligten, „schlecht vorbereitet“, trägt auch als Nicht-Botaniker und Nicht-Biologe so viel Wissen mit sich herum, dass es einfach Spaß macht, ihm zuzuhören und ihn bei der Ausschau nach Gräsern und Wildkräutern zu beobachten. Seine Leidenschaft für den Wert und die Schönheit der Natur überträgt sich schnell auf alle Anwesenden.
Etwa über die Hunderttausende Samen, die derzeit nach und nach aus den Ästen und Zweigen der Ulmen herabregnen. „Wenn einer davon zu einem neuen Baum wird, ist das normal. Das ist Natur. Alle anderen Samen dienen dem Boden als Nährstoff oder Lebewesen als Nahrung. Die Natur ist grundsätzlich so aufgestellt, dass jede Art die Chance hat, erhalten zu bleiben.“
Von der Ulme ging es vorbei an Wildkirschen und Stieleichen und vielen der rund 100 in unserer Landschaft vorkommenden Gräser. Ob Löwenzahn, große Sternmiere, Ruprechtskraut (stinkender Storchschnabel), Schöllkraut oder einblütiges Perlgras – zu allem gibt es Wissenswertes.
Oder zur Schlehe, die nicht allein für Likör geeignet ist. Dass aus der Rinde in früheren Zeiten ein Farbstoff gewonnen wurde oder die langen Dornen zum Verschließen der Därme bei der Wurstherstellung Verwendung fanden – wer weiß sowas noch?
Nicht die Streuobstwiese vor, sondern die Waldmeister-Kolonie mitten im Bauernwald war an diesem Freitagnachmittag, 10. Mai, Zielort der Naturwanderung, an deren Ende Dierk Hamann zwei Überraschungen für die Teilnehmenden parat hatte: Selbstgemachtes Löwenzahn-Gelee (sehr lecker, so erste Rückmeldungen schon am Sonntagmorgen) und eine kleine Mahnung, zu Papier gebracht:
„'Ein Holunderbusch im Garten ist so wertvoll wie eine ganze Apotheke', hieß es früher. Viele unserer Wildpflanzen wurden schon in Urzeiten als Heilpflanzen oder zur Zubereitung von Speisen genutzt. Aus dem Leben der Menschen waren viele Pflanzen nicht wegzudenken.
Viele Wildkräuter, die vor 50 Jahren noch an Wegrändern, auf Äckern oder dörflichen Ruderalfluren wuchsen, sind heute aber aus unserer Landschaft verschwunden.
Bebauung und Versiegelung, Einsatz von Herbiziden, Modernisierungsmaßnahmen in Dörfern und Städten sowie der Modetrend zu naturfern gestalteten Gärten haben dazu beigetragen.
Der Wert von Wildpflanzen als wichtiger Bestandteil unseres Naturhaushalts und geschätzte Heil- und Gewürzpflanzen gerät mehr und mehr in Vergessenheit.“
Bild zur Meldung: Die Waldwanderung endete beim Waldmeister